Warum Minimalismus uns glücklich machen kann
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Warum Minimalismus uns glücklich machen kann

Minimalismus ist in aller Munde. Mittlerweile finden sich zahlreiche Bücher und Reportagen auf dem Markt und auch die Videoplattform YouTube ist voll von Minimalisten. Der Trend wird dabei gerne in Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein gebracht. Bei diesem Ansatz ist der Grundgedanke recht simpel und lässt sich mit „weniger ist mehr“ zusammenfassen.

Dabei kann Minimalismus auf verschiedene Lebensweisen angewendet werden und unterschiedlich ausgeprägt sein. Prinzipiell geht es darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was wir wirklich brauchen und worauf wir verzichten können. Der Ansatz ist zwar nicht neu, steht mittlerweile aber vor allem als Gegenbewegung zu unserer Konsumgesellschaft, in der übermäßiger Konsum keine Seltenheit ist und nicht nur den Geldbeutel beansprucht, sondern auch eine große Herausforderung für unsere Umwelt darstellt.

Warum Minimalismus nicht nur unseren Geldbeutel und unsere Ressourcen schont, sondern darüber hinaus auch noch glücklich machen kann, erfährst du heute hier.

Eine klare Definition für Minimalismus gibt es nicht. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wo es beginnt. Zumeist sind es sowieso feste Konstanten wie Beruf, Hobbys oder Lebensumstände, die einen Rahmen vorgeben, in dem das minimalistische Leben stattfinden kann. Dabei kann jeder individuell entscheiden, wie weit er oder sie aus der Komfortzone treten möchte.

Ein Trend, der glücklich macht

Ob Minimalismus nun ein Trend ist, oder gar einen gesellschaftlichen Wandel in Gang treten könnte, werden die nächsten Jahre zeigen. Viele Stimmen sind allerdings jetzt schon der Meinung, dass Minimalismus das Zeug dazu hat, uns wirklich glücklich zu machen. Grund dafür ist unter anderem, dass ein minimalistisches Leben materielle Belastungen lösen könnte, unter der viele Menschen leiden – ob bewusst oder unbewusst.

Bewusstsein macht glücklich
Bewusst sein, im hier und jetzt, schärft die Wahrnehmung und führt zu Glück.

Die Formel ist dabei ganz einfach: Wer weniger besitzt, muss sich auch um weniger kümmern, hat dafür allerdings mehr Platz, Zeit und Geld. Etwas näher auf den Punkt gebracht, finden sich zwei entscheidende Vorteile durch ein minimalistisches Leben:

  • Vorteile für die Umwelt
  • Vorteile für das Innere

Der Umweltaspekt

Unser Konsumverhalten wirkt sich leider negativ auf die Umwelt aus. Ob es nun darum geht, für den Wochenendtrip einmal quer durch Europa zu fliegen, immer den neuesten Modetrends hinterherzulaufen oder den Kühlschrank randvoll zu haben. Von Bergen an Verpackungen gar nicht erst zu sprechen.

All das belastet unsere Umwelt, doch kaum einer denkt darüber nach, wie er selbst etwas verändern, um den ökologischen Fußbadruck zu verringern. Dabei ist jede Entscheidung gegen einen Neukauf in den meisten Fällen nachhaltig. Es müssen keine Ressourcen verbraucht werden und auch der Müllberg schrumpft.

Das Innere

Dieser Aspekt ist vermutlich noch entscheidender. Es ist verblüffend, doch mehrere Studien zeigen, dass das Glücksgefühl nach einem Kauf nur sehr kurz anhält. Wenig zu besitzen kann jedoch auf Dauer glücklich machen und uns sogar befreien. Denn täglich werden wir von Werbung beschallt, die uns sagt, was wir unbedingt kaufen müssen.

Wer sich jedoch davon befreit und erkennt, dass mehr Besitz nicht glücklicher macht, schont nicht nur seinen Geldbeutel. Denn Konsum kostet uns auch eine Menge Lebenszeit. Als Schnäppchenjäger sind wir ständig auf der Suche nach den besten Preisen – dies kann schnell einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch der Shoppingtrip durch die Einkaufspassage kann mitunter zeitaufwändig werden, wenn viele andere dieselbe Idee hatten. Wer hingegen nicht shoppt, spart Zeit.

Doch dies sind längst nicht die einzigen Beweggründe, wieso Minimalismus glücklich machen kann. Weitere Vorteile, wenig zu besitzen und bewusst zu konsumieren sind die folgenden:

  • Weniger Platzmangel: Mit einer steigenden Anzahl an Dingen wird auch immer mehr Platz benötigt. Wer entrümpelt, schafft sich also Platz und verringert die Dinge, die im Weg herumliegen können.
  • Weniger Geldsorgen und eine geringere Arbeitsbelastung: Wer weniger Geld ausgibt, als er einnimmt, hat keine Schulden. Stattdessen lässt sich sogar etwas ansparen, was uns finanziell unabhängiger macht. Dadurch fällt möglicherweise auch eine höhere Arbeitsbelastung weg, da keine Konsumbedürfnisse mehr befriedigt werden müssen und plötzlich auch ohne Mehrarbeit genug Geld da ist.
  • Mehr Flexibilität: Durch wenig Besitz erschaffen wir uns eine größere Flexibilität und mehr Freiraum. Minimalisten teilen Gebrauchsgegenstände wie Autos oder Werkzeug. Gerade in größeren Städten haben mittlerweile Konzepte wie Carsharing Einzug erhalten, die eine intelligente und günstige Lösung darstellt. Parkplatzprobleme sind dadurch Passé.
  • Mehr schöne Momente: Wer sich weniger über seinen Besitz identifiziert, wird schöne Momente besser wahrnehmen können. Materielle Gegenstände können uns hingegen daran hindern, uns wahrzunehmen.

Länder nach dem World Happiness Report 2020

wdt_ID Rang Land Gesamtscore
2 1 Finnland 7.809
3 2 Dänemark 7.646
4 3 Schweiz 7.560
5 4 Island 7.504
6 5 Norwegen 7.488
7 6 Niederlande 7.449
8 7 Schweden 7.353
9 8 Neuseeland 7.300
10 9 Österreich 7.294
11 10 Luxemburg 7.238

Quelle: World Happiness Report

Schritt für Schritt zum Minimalisten

Aller Anfang ist schwer. Wer Minimalismus bisher nur als gedankliches Konstrukt verbucht hat, bekommt im Folgenden ein paar Schritte an die Hand, mit denen es leichter geht.

Überblick verschaffen

Wer beispielsweise seinen Kleiderschrank aussortieren möchte, sollte erst einmal alles aus dem Schrank holen. So fällt der Überblick leichter, was sich alles in deinem Besitz befindet. Auch Kleidungsstücke, die sich an anderen Orten der Wohnung oder im Keller befinden, zählen im Übrigen dazu.

In die Hand nehmen

Jedes Stück wird nun angefasst und gefühlt. Nur wenn dich der Gegenstand bereichert, darf er auch bleiben. Dabei ist es wichtig, die Dinge bewusst anzufassen, denn nur dadurch kannst du ein konkretes Gefühl entwickeln.

Lieblinge aussuchen

Es kann helfen, wenn wir uns beim Aussortierten gezielt unsere Lieblingsstücke suchen, die natürlich bleiben dürfen. Diese Positivität ist einfacher, als wenn wir nur negativ darüber entscheiden, was wegkann.

Musik macht glücklich
Musik macht glücklich. Jede Art von Flowzustand kann Serotonine in uns auslösen.

Ein-Jahres-Regel

Diese Regel ist simpel: Was ein Jahr lang nicht benutzt worden ist, wird bestimmt auch in Zukunft nicht vermisst werden. Daher kannst du es ohne Probleme entsorgen.

20-20-Regel

Was in 20 Minuten und mit weniger als 20 Euro ersetzt werden kann, fliegt raus. Denn oft ist es der kleine, billige Krimskrams, der uns belastet. Wenn er erst einmal weg ist, ist es gut möglich, dass wir ihn nicht wieder brauchen. Und falls doch, ist er schnell und mit nur wenig Geld wieder angeschafft.

80-20-Regel

Man sagt, dass wir 20 Prozent unserer Dinge zu 80 Prozent unserer Zeit benutzen. Wenn du herausfindest, was dazu zählt, kannst du schneller und entschlossener aussortieren.

Minimalismus wurde insbesondere durch das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo bekannt. Darin beschreibt die Japanerin eine Methode, die auf wenigen simplen Grundsätzen beruht und dafür sorgt, den Alltag zu entrümpeln. Auch beschreibt sie, dass Magic Cleaning zu mehr Selbstbewusstsein und Ausgeglichenheit führen kann.

Wer es nun immer noch nicht schafft, mit dem Minimalismus zu beginnen, dem hilft möglicherweise die „Eat-the-Frog-First“-Taktik. Was etwas seltsam klingt, ist simpel: Du wählst aus deinen liebsten Besitztümern eines aus, auf das du in der Zukunft verzichten kannst. Am besten du verschenkst oder verkaufst dieses Teil.

Zwar scheint diese Methode zunächst hart zu sein, sie zeigt jedoch, dass wir selbst liebgewonnene Gegenstände für ein glückliches Leben nicht unbedingt brauchen. Die Methode soll dir für die Zukunft dabei helfen, dich bewusst von Dingen zu trennen, die du wirklich nicht brauchst.

Minimalist werden und bleiben

Ist der Anfang erst einmal gemacht, wirst du schnell bemerken, wie befreiend und glücklich ein minimalistisches Leben machen kann. Nun stellt sich die nächste Herausforderung: Am Ball zu bleiben.

Die folgenden drei Tipps helfen dir dabei, wie es langfristig gelingen kann:

  1. Ob Kleidung, Lebensmittel oder Bücher – verstaue sie nicht in der hintersten Ecke oder ganz oben auf dem Regal. Denn nur, wenn du deine Dinge im Blick hast, weißt du, was du besitzt und kaufst nichts Unnötiges.
  2. Anstatt zu kaufen kannst du viele Dinge auch leihen, tauschen oder reparieren (lassen). Eine Bohrmaschine kannst du beispielsweise bestimmt von einem Nachbarn ausleihen. Ein kleines Loch in der Socke kannst du schnell selbst stopfen, oder du bringst ein geliebtes Kleidungsstück in die Schneiderei, wenn es einen größeren Schaden hat. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du um einen Neukauf herumkommst.
  3. Selbstverständlich muss von Zeit zu Zeit doch das ein oder andere neue Teil her. Damit die Anzahl deiner Besitztümer jedoch immer dieselbe bleibt, kannst du für jedes neue Teil ein altes aussortieren. Besonders gut lässt sich das auf Kleidung, Bücher oder Dekorationen anwenden.

Zusammenfassung

Minimalismus ist weit mehr als ein Trend und kann als Gegenbewegung zum heutigen Konsumzwang angesehen werden. Die Methode kann uns von Zwängen befreien, dadurch unseren Geldbeutel schützen und unser Wohlbefinden steigern. Außerdem schont ein minimalistisches Leben Ressourcen und schenkt uns zusätzliche Zeit.

Quellen und Weiterführende Links:

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