Herzinfarkt durch Kokain

Herzinfarkt durch Kokain und Symptome anderer kardiovaskulärer Wirkungen

Kokain gehört zu den harten Drogen. Viele Mediziner, Experten und auch die Deutsche Herzstiftung warnen davor, das Stimulans zu verharmlosen. Die Droge ist gefährlicher, als die meisten Menschen glauben. Allein in Deutschland gehören mehrere hunderttausend Menschen zu den Kokainkonsumenten – und zwar längst nicht nur Randgruppen, sondern auch Menschen in Führungspositionen sowie Prominente der Fernseh- und Sportwelt. Auch in den USA gibt es viele Kokainabhängige. So war Kokain im Jahr 2009 die Hauptursache für Besuche in der Notaufnahme, die mit Drogenmissbrauch im Zusammenhang standen. Die Patienten kamen in die Klinik, weil sie Brustschmerzen, Herzrasen oder andere Herzbeschwerden hatten. Die starke Droge hat vielfältige Wirkungen auf den gesamten Körper. Eingenommen wird sie in der Regel wegen ihres starken Einflusses auf das zentrale Nervensystem, der zu einem euphorischen High führt.

Aber: Kokain hat auch direkte Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Es erhöht die Herzfrequenz und den Blutdruck. Zudem werden elektrischen Signale des Herzens gestört, wodurch Herzrhythmusstörungen drohen. Ebendiese Auswirkungen erhöhen auch das Risiko für Erkrankungen des Herzens. Eine bekannte Folge des Kokainkonsums ist der Herzinfarkt, weshalb manche Forscher Kokain als „perfektes Herzinfarkt-Medikament“ bezeichnen. Was viele nicht wissen: Herzprobleme treten nicht erst bei langjähriger Kokaineinnahme auf. Schon die erste Dosis kann ausreichen, um einen Herzinfarkt auszulösen. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf, wie Kokain das Herz-Kreislauf-System beeinflusst, welche Auswirkungen es auf das Herz hat und warum die Einnahme keinesfalls als Kavaliersdelikt verharmlost werden sollte.

Wie sich Kokain auf die Herzgesundheit auswirkt

Kokain wirkt im Körper sehr schnell und führt unmittelbar zu einem euphorischen Rauschzustand. Nebenbei hat das Rauschmittel aber noch viele weitere, teils sehr gefährliche Auswirkungen auf den gesamten Körper. Vor allem das Herz und die Blutgefäße leiden durch die Einnahme von Kokain. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Kokain gehören:

Bluthochdruck

Das Kokain erhöht im Körper innerhalb kurzer Zeit nach der Einnahme die Herzfrequenz. Das Herz schlägt schneller, aber gleichzeitig verengen sich die Blutgefäße. Das Gefäßsystem wird belastet, sodass das Herz noch heftiger schlagen muss, um weiterhin Blut durch den Körper zu transportieren. Dies lässt den Blutdruck rapide ansteigen.

Arteriosklerose

Normalerweise sind die Gefäßwände elastisch. Durch Kokainkonsum verhärten die Arterien jedoch. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet Arteriosklerose. Das Heimtückische: Diese Auswirkung auf das Gefäßsystem lässt sich nicht sofort erkennen. Allerdings kann Arteriosklerose über kurze oder lange Sicht zu Schäden des Herz-Kreislauf-Systems führen, die Herzprobleme und andere, teils lebensbedrohliche Erkrankungen nach sich ziehen. Viele Kokainkonsumenten, die kurz nach der Einnahme verstarben, hatten eine schwere koronare Herzkrankheit, die durch Arteriosklerose bedingt war.

Aortendissektion

Nach dem Konsum von Kokain kommt es in den Arterien zu einem starken Druckanstieg. Zusätzlich wird der Herzmuskel belastet. Das kann im schlechtesten Fall zu einer Aortendissektion führen. Dabei kommt es zu einem plötzlichen Riss in der Wand der Hauptschlagader des Körpers, der sogenannten Aorta.

Eine Aortendissektion ist nicht nur sehr schmerzhaft – sie ist auch potenziell lebensbedrohlich. Eine unmittelbare medizinische Behandlung ist unbedingt erforderlich.

Der Riss in der Aorta äußert sich durch folgende Symptome:

  • plötzlich einsetzender, äußerst heftiger Brust- oder Rückenschmerz – wie ein Axthieb
  • Ausstrahlung der Schmerzen in andere Körperbereiche wie Nacken, Arme oder Schulterblätter
  • Atemnot und Kurzatmigkeit
  • Schocksymptome
  • Bewusstlosigkeit
  • neurologische Ausfälle

Schätzungen zufolge werden bis zu 10 Prozent aller Aortendissektionen durch Kokainkonsum verursacht.

Herzrhythmusstörungen

Kokain stört das elektrische System des Herzens. Normalweise sorgen Impulse dafür, dass jeder Teil des Herzens synchron mit den anderen Teilen pumpt. Diese Signalübertragung wird durch Kokain häufig gestört. Daher droht ein unregelmäßiger Herzschlag mit Arrhythmien. Kokain kann darüber hinaus das Risiko für Vorhofflimmern maßgeblich erhöhen – und zwar um rund 60 Prozent. Vorhofflimmern wiederum steigert die Wahrscheinlichkeit dafür, einen Schlaganfall zu erleiden.

Herzmuskelentzündung

Auch eine Herzmuskelentzündung kann durch Kokaineinnahme auftreten. Dabei entzünden sich die Schichten des Herzmuskels, was im Laufe der Zeit zu einer Muskelverhärtung führen kann. Das Herz kann das Blut nicht mehr so effizient pumpen, sodass lebensbedrohliche Komplikationen und im schlimmsten Fall Herzversagen drohen.

Herzinfarkt

Dadurch, dass sich Kokain in vielfältiger Weise auf das Herz-Kreislauf-System, das Herz und die Blutgefäße auswirkt, steigt auch das Risiko für einen Herzinfarkt maßgeblich an. Diese Auswirkung wurde bereits in vielen Studien untersucht und bestätigt. Ein erhöhter Blutdruck, verhärtete Arterien, eine Herzmuskelschwäche – all das sind Faktoren, die letztlich auch zu einem Herzinfarkt führen können. Vor allem regelmäßiger Kokainkonsum ist gefährlich, da er das Herz und das gesamte Herz-Kreislauf-System nachhaltig und teils dauerhaft schädigt.

Aber: Nicht nur Personen, welche die Droge über viele Jahre hinweg einnehmen, müssen mit einem Herzinfarkt rechnen. Es sind auch schon viele Fälle bekannt, in denen Erstkonsumenten ebenfalls einen Herzinfarkt erlitten haben. Vor allem Personen mit nicht bekannten Vorerkrankungen sind hiervon betroffen, aber auch Konsumenten, die eine hohe Kokaindosis eingenommen haben. Das Rauschmittel ist somit letztlich auch mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen und vorzeitigen Tod verbunden, der in aller Regel aus einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie einem Herzinfarkt resultiert.

Kokainbedingte Herzprobleme: Durch welche Symptome äußern sie sich?

Herzprobleme, die mit dem Kokainkonsum einhergehen, zeigen sich manchmal unmittelbar. Konsumenten berichten zum Beispiel von folgenden Symptomen:

  • Herzklopfen
  • Herzrasen
  • Schwitzen
  • Brustschmerzen

Ebendiese Beschwerden führen dann oft auch dazu, dass sich die Betroffenen in einer Notaufnahme eines Krankenhauses behandeln lassen. Problematisch ist aber, dass manche durch Kokain ausgelöste Herzerkrankungen auch erstmal symptomlos bleiben. Eine Schädigung der Blutgefäße oder des Herzens muss sich nicht immer sofort zeigen. Oft fällt diese Schädigung erst durch eine kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (CMR) auf. Bei Personen, die Kokain eingenommen werden, zeigt die CMR häufig eine Herzmuskelversteifung und -verdickung sowie auffällige Flüssigkeit am Herzen. Auch die Bewegung der Herzwände stellt sich unüblich dar.

Ebenso kann ein Elektrokardiogramm (EKG) dabei helfen, Schäden am Herzen bei Kokainkonsumenten aufzuspüren. Die durchschnittliche Ruhefrequenz ist bei den Betroffenen oft signifikant niedriger als Personen, die noch nie Kokain konsumiert haben. Häufig haben Kokainabhängige im EKG eine schwere Bradykardie, bei welcher die Herzfrequenz deutlich unterhalb von 60 Schlägen pro Minute liegt – und teils sogar ganz aussetzt. Diese Erkrankung tritt dabei umso schwerer auf, je länger eine Person Kokain konsumiert hat.

Wie können kokainbedingte Herzprobleme behandelt werden?

Generell unterscheidet sich die Therapie kokainbedingter Herzprobleme nicht deutlich von einer Behandlung bei Menschen, die diese Droge nie konsumiert haben. Die wichtigste Maßnahme besteht zunächst darin, die Einnahme des Rauschmittels zu beenden. Zusätzlich wird der Arzt je nach Symptomen und Schweregrad eine Behandlung einleiten. Allerdings können einige der kardiovaskulären Therapien bei Kokainabhängigen erschwert werden.

Betablocker sind bei Personen, die Kokain konsumiert haben, kontraindiziert, dürfen also nicht eingenommen werden. Diese Medikamente werden aber häufig bei der Therapie von Herzproblemen eingesetzt, etwa um den Blutdruck zu senken.

Betablocker führen dazu, die Wirkung des Hormons Adrenalin zu blockieren. Dadurch verlangsamt sich die Herzfrequenz und das Herz muss nicht mehr so kraftvoll pumpen. Aber: Hat jemand Kokain eingenommen, können die Blutgefäße stärker verengt werden, was den Blutdruck zusätzlich erhöhen kann.  Auch das Setzen eines Stents nach einem kokainbedingten Herzinfarkt ist unter Umständen nicht immer möglich. Dadurch könnte sich das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen. Gerinnungshemmende Medikamente sollten bei Kokainkonsumenten grundsätzlich nur mit Bedacht eingesetzt werden.

Wo erhalten Kokainabhängige Hilfe?

Kokainkonsum erhöht nachweislich das Risiko für schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Wahrscheinlichkeit für Schäden am Herz-Kreislauf-System wächst dabei maßgeblich, je länger die Droge konsumiert wird. Viele der Schäden sind dauerhaft und nicht umkehrbar. Ein Kokainverzicht kann das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen daher nicht sofort reduzieren. Er sorgt aber dafür, dass die Wahrscheinlichkeit für derartige Gesundheitsprobleme weiter drastisch ansteigt und kann dabei helfen, einen kokainbedingten Herzinfarkt zu verhindern. Kokain wirkt sich nicht nur auf das Herz negativ aus, sondern hat viele weitere unerwünschte Begleiterscheinungen:

  • Schäden der Nasenschleimhaut mit Geruchsverlust
  • reduzierte Durchblutung mit Schädigung des Magen-Darm-Systems
  • ungewollter Gewichtsverlust
  • Husten und Asthma

Diese Beschwerden können durch einen Verzicht auf das Rauschmittel reduziert und teilweise auch umgekehrt werden.

Kokainentzug als einziges Mittel gegen kokainbedingte Nebenwirkungen

Egal, ob die Droge häufig oder gelegentlich konsumiert wird: Wer Kokain einnimmt, sollte versuchen, davon loszukommen. Das klappt mit professioneller Hilfe am besten, da Kokain eine starke Abhängigkeitswirkung entfaltet. Der Körper gewöhnt sich schnell an das Rauschmittel, sodass der Entzug für Betroffene äußerst schwierig ist. Es drohen vielfältige Entzugssymptome wie etwa:

  • Energielosigkeit
  • Leere
  • Depressionen
  • Selbstzweifel

Die Betroffenen vermissen häufig die Euphorie des Rauschzustandes und das Selbstwertgefühl, das mit diesem einhergeht. Die Entzugserscheinungen sind daher in erster Linie psychischer Natur und nicht unbedingt körperliche Symptome.

Ein kalter Entzug daheim ist bei Kokainabhängigkeit nicht zu empfehlen, da dieser schwere Depressionen verursachen kann. Im Rahmen eines ärztlich begleiteten Entzugs werden daher Medikamente verschrieben, welche die Entzugssymptome lindern.

Außerdem ist eine Therapie empfehlenswert, um die psychische Kokainabhängigkeit zu beenden. Zusammen mit einem Therapeuten erarbeiten die Betroffenen die Auslöser und Ursachen der Drogeneinnahme und ersetzen Kokain durch alternative Lösungsstrategien.

Wie läuft ein Kokainentzug ab?

In aller Regel läuft der Kokainentzug in drei Phasen ab:

  • Entgiftung: Hierbei wird der Patient vom Kokain und dessen Abbauprodukten befreit. Die Vitalfunktionen sollten in dieser Phase überwacht werden, damit eventuell auftretende Komplikationen schnell behandelt werden können.
  • Entwöhnung: Bei der Entwöhnung steht die psychologische Auseinandersetzung mit den Suchtauslösern im Vordergrund. Es geht darum, alternative Lösungsstrategien zu entwickeln, damit der Betroffene bei erneuten Problemen nicht wieder zur Droge greift. Auch Begleiterkrankungen wie kokainbedingte Herzprobleme werden in dieser Phase behandelt.
  • Nachsorge: Damit die Abstinenz auf lange Sicht bestehen bleibt, sollte sich eine Nachsorge an den Entzug anschließen. Dabei erfolgen ambulante therapeutische Gespräche. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist empfehlenswert.

Anlaufstellen bei Kokainabhängigkeit

Kokainkonsumenten, die einen Entzug machen möchten, wenden sich am besten an eine ambulante Suchtberatungsstelle oder eine Selbsthilfegruppe. Dort arbeiten Suchtberater, die wissenschaftlich geschult und an die Schweigepflicht gebunden sind. Man kann sich auch online per Chat Hilfe holen oder per Telefon beim überregionalen Drogennotdienst unter der Hotline 030 – 192 37. Zu guter Letzt ist auch der eigene Hausarzt bei Suchtproblemen ein geeigneter Ansprechpartner, der entsprechende Hilfsangebote nennen kann.

Zusammenfassung

Kokain ist ein starkes Rauschmittel, das ein hohes Abhängigkeitspotenzial hat und sich unmittelbar auf das Herz und die Gefäße auswirkt. Zu den Nebenwirkungen des Kokainkonsums gehören Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelentzündungen – sowie im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt. Das Absetzen der Droge ist die einzige Möglichkeit, das Risiko für schwere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems nicht weiter zu erhöhen und die eigene Herzgesundheit wieder zu verbessern.

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