gz cbd als steroid ersatz DM46JTV

CBD als Steroid-Ersatz – Könnte Cannabidiol als mögliche Therapie den Einsatz von Steroiden ersetzen oder verringern?

Aktuell ist ein großer Hype rund um CBD zu verzeichnen. Auch die Forschung hat sich dem Wirkstoff aus der Cannabispflanze längst gewidmet und es konnten bereits einige gesundheitsförderliche Eigenschaften festgestellt werden. Nun stellt sich außerdem die Frage, ob es Steroide im Rahmen verschiedener Therapien ablösen könnte. Denn die synthetisch hergestellten Wirkstoffe können eine lange Liste an Nebenwirkungen haben.

Was ist CBD?

Der volle Name von CBD lautet Cannabidiol. Es ist eines von mehr als 100 bisher bekannten Cannabinoiden, die in der Hanfpflanze stecken. Der Wirkstoff kann sowohl aus der Blüte als auch den Blättern der weiblichen Cannabispflanze extrahiert werden. Ihm werden viele positive Eigenschaften nachgesagt, zudem wirkt CBD nicht psychoaktiv und erzeugt somit bei der Einnahme keinen Rausch. Der Extrakt steht mittlerweile im Zentrum vieler wissenschaftlicher Arbeiten. Dadurch konnten bereits einige Erkenntnisse über die Wirkungsweise gewonnen werden. Dazu zählen die Folgenden:

  • kann krampflösende Eigenschaften besitzen
  • Bindet sich an die Rezeptoren des körpereignen Endocannabinoid-Systems
  • Kann die berauschende Wirkung von THC aufheben
  • kann entzündungshemmend, entspannend, schmerzlindernd und angstlösend wirken

CBD besitzt eigentlich keine Nebenwirkungen, allerdings kann es mit einigen Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen. Allerdings ist bisher noch wenig darüber bekannt, bei welcher Dosierungen und welchen Medikamente Probleme auftreten können.

Was sind Steroide?

Wer den Begriff „Steroide“ hört, denkt häufig sofort an Doping im Leistungssport. Allerdings wissen nur die Wenigsten, dass Steroide auch völlig natürlich im Körper vorkommen. Sowohl bei Menschen, als auch bei Tieren, Pflanzen oder Pilzen sind sie zu finden und erfüllen zahlreiche biochemische Aufgaben. Das bekannteste und wichtigste im menschlichen und tierischen Körper ist das Cholesterin. Auch Estrogen oder Cortisol fallen darunter.

Neben den natürlichen finden sich auch künstlich hergestellte Steroide. Die künstlichen Derivate des männlichen Sexualhormons Testosteron – die Anabolika, oder anabole Steroide – werden als Muskelaufbaupräparate verwendet. Traurige Berühmtheit erlangten sie mit der Bekanntmachung als unerlaubtes Dopingmittel. [1] Andere künstliche Steroide werden als synthetische Hormone zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Dazu zählt beispielsweise das Hydrocortison oder Progesteron.

Ein Zwischenprodukt in der Synthese von Steroiden – das sogenannte Pregnenolon – kann im Gehirn die Wirkung des Wirkstoffs THC aus der Cannabispflanze abschwächen. Dieser Erkenntnis könnte zur Entwicklung eines Gegenmittels, einem sogenannten Antidot, der Cannabisdroge führen.

Die pharmakologische Wirkung von Steroiden

Wie bereits erwähnt, werden synthetische Steroide in der Medizin eingesetzt. Am bekanntesten sind dabei die Kortikosteroide, die sich in Cortison, Hydrocortison sowie Prednison aufteilen. Ohne sie könnten viele Krankheiten nicht wirksam behandelt werden. Insbesondere bei der Behandlung von Entzündungen werden sie eingesetzt. Doch sie sind längst nicht die einzigen künstlichen Steroide. Jedes synthetische Steroid verfügt über eine andere Wirkungsweise auf den Körper. Dank der hohen möglichen Dosis ist die Wirkungsweise deutlich stärker als es beim entsprechenden natürlichen Steroid der Fall ist.

In diesen medizinischen Bereichen werden sie eingesetzt:

  • Entzündungshemmung: Sie sorgen bei Asthma oder allergischem Schnupfen zur Abschwellung der Schleimhäute und wirken krampflösend.
  • Drohende Frühgeburten: Sie werden verwendet, um die Reifung der Lunge des Babys zu fördern.
  • Ekzeme oder allergische Hautreaktionen: Auf die Haut aufgetragen entwickeln sie von außen eine entzündungshemmende Wirkung. Dabei wird so gut es geht nur die Hautoberfläche behandelt.
  • Immunerkrankungen und akute Notfälle: Mit den sogenannten Glucocorticoide lassen sich Krankheiten wie Asthma, Epilepsie, Neurodermitis und andere Hauterkrankungen, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, rheumatische Erkrankungen sowie manche Krebsarten wie Leukämie behandeln.
  • Nach Organtransplantationen: Steroide werden als Injektionen, Tabletten, Inhalationen oder zur örtlichen Anwendung in Form von Salben verabreicht.

Eine zu hohe Dosierung kann lebensgefährlich sein. Um das zu vermeiden, muss die Dosis individuell ermittelt werden. Ausschlaggebend sind hierbei die Schwere der Erkrankung sowie die geplante Behandlungsdauer. Eine hochdosierte Kurztherapie in Tablettenform kann jederzeit beendet werden, bei einer Langzeitbehandlung kann die Darreichung jedoch nur ausschleichend und unter ständiger ärztlicher Aufsicht beendet werden, um schwere Nebenwirkungen zu vermeiden.

Die Schattenseiten der Steroide

Während Steroide in vielen Bereichen äußerst hilfreich und wirkungsvoll sind, bringen sie auch ihre Schattenseiten mit sich. Denn sie verfügen über eine ganze Reihe schädlicher Nebenwirkungen. Diese können nicht nur unangenehm, sondern sogar lebensbedrohlich sein. Es sind eine Vielzahl an Nebenwirkungen durch Langzeitanwendungen bekannt. Darunter:

  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Flüssigkeitsretention
  • Gewichtszunahme
  • Glaukom
  • Dünne Haut
  • Erhöhtes Infektionsrisiko
  • Katarakt
  • Unterdrückte Nebennierenfunktion
  • Osteoporose
  • Stimmungsschwankungen
  • Langsame Wundheilung

Aus diesem Grund werden Steroide heutzutage vor allem für kurzzeitige Lösungen eingesetzt, beispielsweise zur schnellen Behandlung von Entzündungen oder bei plötzlichen Schüben bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn.

Allerdings erfolgt auch das Absetzen der Steroide nicht immer ohne Probleme. Patienten berichteten beispielsweise von vermindertem Appetit, Bauch- und Kopfschmerzen, Gewichtsverlust, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen sowie Schwäche. Seit Jahren befassen sich Forscher daher mit Medikamenten, die eine Verringerung der eingenommenen Steroide ermöglichen könnten.

Andere suchen nach Arzneimitteln, die zur Unterdrückung des Immunsystems verwendet werden könnten. Dazu zählen beispielsweise Medikamente wie Cyclophosphamid, Methotrexat, Azathioprin, Cyclosporin und Sirolimus. Allerdings lösen viele unter ihnen selbst wieder unangenehme Nebenwirkungen aus. Doch mit dem Wirkstoff Cannabidiol aus der Hanfpflanze scheint es jetzt einen neuen Lichtblick am Horizont zu geben.

CBD als Steroid-Ersatz?

Wissenschaftler beschäftigen sich seit einiger Zeit intensiv mit der Cannabispflanze und ihren Wirkstoffen. In jüngsten Forschungen zeigte sich, dass CBD als steroidsparendes oder gar ersetzendes Mittel wirksam sein könnte. Beide – sowohl Cannabidiol als auch Steroide – sind nützlich, um Entzündungen zu reduzieren. Allerdings unterscheiden sie sich anhand ihrer Mechanismen. Während Steroide insbesondere sogenannte Mediatoren – Transmitter, die besonders bei Allergie oder Schock freigesetzt werden – sowie bestimmte Blutgefäße beeinflussen, wirkt CBD hauptsächlich im körpereigenen Endocannabinoid-System.

Während andere Cannabinoide wie THC mit den Rezeptoren des Endocannabinoid-System interagieren, beeinflusst Cannabidiol die Art und Weise, wie andere Moleküle mit den Rezeptoren in Verbindung treten. Dadurch steigt oder sinkt die Effektivität einzelner Moleküle. CBD hemmt beispielsweise die Aktivität des Cyclooxygenase-2-Enzyms (COX-2). Das Enzym ist für die Synthese entzündungsfördernder Mediatoren verantwortlich. Die Aktivität von COX-2 könnte in Entzündungszellen zu Gewebeschäden führen. CBD hemmt diese Aktivität und kann dadurch Entzündungen reduzieren.

Doch dies ist nur ein Beispiel der Wirkungsweise von CBD. Es ist jedoch klar, dass sowohl der Wirkstoff aus der Hanfpflanze als auch Steroide dabei helfen können, Entzündungen zu reduzieren. Daher stellt sich die Frage, ob Cannabidiol als Alternative zu Steroiden bei der Behandlung von Entzündungen eingesetzt werden kann. Mittlerweile gibt es erste Erkenntnisse.

CBD als Steroid-Ersatz – die Forschungslage

Bekannt sind die entzündungshemmenden und immunsuppressiven Eigenschaften von CBD. Patienten mit rheumatischer Arthritis und Morbus Crohn berichteten nach Einnahme von CBD-Öl von einer Verbesserung ihrer Symptome. In diesem Zusammenhang kam der Gedanke auf, das Potential des Wirkstoffs als steroidsparendes Mittel zu untersuchen.

Israelische Forscher untersuchten in einer Studie das Potential von Cannabidiol zur Vorbeugung der Spender-gegen-Wirt-Krankheit (GCHD) bei steroidresistenten Patienten. Die Krankheit kann nach einer Knochenmarkstransplantation auftreten und endet in einigen Fällen tödlich. Neun von zehn Probanden sprangen gut auf die Behandlung an. Auch wenn die Studie nicht besonders aussagekräftig war, kamen die Forscher auf zwei Schlussfolgerungen: Die CBD-Behandlung hätte die therapeutische Wirkung der Steroide entweder verstärken oder die erforderliche Dosis bei gleichbleibender therapeutischer Wirkung, verringern können.

Besonders hervorzuheben war jedoch, dass selbst steroidresistente Patienten signifikant auf die CBD-Behandlung ansprangen. [2] Auf Grundlage dieser Studie soll in Zukunft die Verwendung des Cannabidiol bei der Behandlung von Autoimmunhepatitis sowie Morbus Crohn in klinischen Phase-II-Studien getestet werden. Dabei sollen die Patienten allmählich von Steroiden und Immunsuppressiva auf tägliche kleine Mengen CBD umsteigen.

Eine andere Studie untersuchte die Wirkung des Extraktes aus der Hanfpflanze anhand von Ratten mit arthritischen Kniegelenken. Nachdem sie vier Tage lang mit CBD-Gel behandelt worden waren, zeigte sich eine signifikante Verringerung der Gelenkschwellung. Es gab auch Hinweise darauf, dass sie weniger Schmerzen hatten. [3]

Dies sind nur zwei Beispiele mit denen die Wirkung von Cannabidiol untersucht wird. Laut dem Amerikanischen Magazin Chiropractiv Economics wurden bis Mai 2020 629 klinische Studien durchgeführt, um die therapeutischen Eigenschaften von CBD herauszufinden. Viele unter ihnen untersuchen dabei das Potential als Steroidersatz. Es scheint also gute Aussichten darauf zu geben, dass das Cannabinoid schon bald großflächig als steroidsparendes oder sogar ersetzendes Mittel eingesetzt werden kann.

Zusammenfassung

Synthetische Steroide werden in der Medizin als Mittel eingesetzt, um gegen Entzündungen und verschiedene Krankheiten vorzugehen, allerdings haben die Steroide selbst viele Nebenwirkungen und sollten nur in akuten Fällen angewendet werden. CBD hat das Potential, ein steroidsparendes oder ersetzendes Mittel zu sein. Erste Studien weisen deutlich darauf hin.

Quellen und weiterführende Links:

  • 1Christoph Rüchardt: Die Entdeckung und die Struktur von Steroiden. Arbeiten von Heinrich Kilian (1855–1945), Adolf Windaus (1876–1959) und Heinrich Wieland (1877–1957). In: 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Bd. 4. Alber, Freiburg im Breisgau 2007.
  • 2Moshe Yeshurun et al.: Cannabidiol for the Prevention of Graft-versus-Host-Disease after Allogeneic Hematopoietic Cell Transplantation: Results of a Phase II Study. doi: 10.1016/j.bbmt.2015.05.018. Epub 2015 May 30.
  • 3Holly T Philpott, Melissa O’Brien, Jason J McDougall: Attenuation of early phase inflammation by cannabidiol prevents pain and nerve damage in rat osteoarthritis. 2017 Dec;158(12):2442-2451.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert