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Forschung: Steigert Bewegung die Endocannabinoid-Aktivität?

Das Endocannabinoid-System ist Teil des menschlichen Organismus und beeinflusst viele körpereigene Funktionen. Es besteht aus den Rezeptoren CB1 und CB2, die im ganzen Körper zu finden sind. Besonders viele der CB1-Rezeptoren siedeln sich dabei im Gehirn an. Entdeckt wurde das Endocannabinoid-System (kurz ECB) als die psychoaktive Komponente von Haschisch genauer untersucht wurde. Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Signalsystem, welches sich die Cannabinoide – körperfremde Stoffe aus der Pflanze Cannabis sativa – als Wegbegleiter zu seiner Entdeckung bediente. [1]

Daneben produziert der Körper jedoch auch eigene Cannabinoide – die sogenannten Endocannabinoide – die ebenfalls mit dem ECB interagieren. Ihre Interaktion spielt eine enorm wichtige Rolle im menschlichen Körper: Wenn sie aus dem Ruder läuft, können Herzkrankheiten, Gedächtnisstörungen, Osteoporose oder Allergien die Folge sein. Erkenntnisse aus der Wissenschaft weisen jedoch darauf hin, dass sich Bewegung positiv auf die Prozesse im ECB auswirken könnte.

Welche Funktionen hat das Endocannabinoid-System im Körper?

Auch wenn die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems noch nicht allzu lange zurückliegt, ist schon jetzt bekannt, dass es im Körper eine zentrale Rolle ausübt und ihn im Gleichgewicht hält. Bei Gefahr beispielsweise, werden vom Körper Botenstoffe ausgeschüttet, welche die Herzfrequenz sowie den Blutdruck erhöhen. Ist die Gefahr überstanden, beruhigt sich der Organismus allmählich wieder.

Hier kommen die Endocannabinoide ins Spiel, die wichtig für die Rückkehr zum Normalzustand sind. Außerdem ist das ECB für viele unterschiedliche Körperfunktionen äußerst wichtig und beeinflusst beispielsweise die Aktivierung anderer Neurotransmitter wie Glutamat, GABA oder Dopamin. Zudem spielt es eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung aktueller Informationen.

Anhand des Arzneistoffs Rimonabant konnte außerdem festgestellt werden, dass der Eingriff in das Endocannabinoid-System enorme Auswirkungen haben kann. Der Stoff blockierte den CB1-Rezeptor und löste dadurch teilweise schwere Angststörungen aus. Als Folge wurde sogar ein Medikament mit dem Wirkstoff Rimonabant vom Markt genommen.

Bei der Erforschung der Wirkung von Haschisch auf den menschlichen Körper stellte sich schnell heraus, dass das darin enthaltene Cannabinoid eine psychoaktive Wirkung auslöst. THC bindet ebenso wie Endocannabinoide an CB1-Rezeptoren und nimmt dadurch Einfluss auf körpereigene Prozesse. Im Gegensatz Endocannabinoiden hält die Wirkung von THC jedoch deutlich länger an.

Generelle Forschungen zum Endocannabinoid-System

Mittlerweile finden sich zahlreiche Forschungen rund um die Endocannabinoide und das ECS. Häufig steht in den Studien dabei die Wirkung von Cannabis sowie unterschiedlichen Cannabinoiden im Fokus. Dabei kamen mitunter neue und interessante Perspektiven heraus, die zudem Auskünfte über die medizinische Nutzung geben. Bisher weiß man Folgendes:

  • Cannabinoide wirken im menschlichen Körper.
  • Daraus folgte die Erkenntnis, dass es ein System geben muss, das die Cannabinoide erkennt.
  • Eine weitere Erkenntnis war, dass es auch körpereigene Moleküle für die Rezeptoren geben muss, die Endocannabinoide.
  • Endocannabinoide sind für die psychischen und physischen Effekte im menschlichen Körper verantwortlich.
  • Das Endocannabinoid-System ist ein wichtiges Regulationssystem des Nervens- und Immunsystems.

Soweit zur Theorie. In der Praxis zeigten Studien an Tieren, dass Cannabinoide gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems und des Magen-Darm-Traktes sowie in der Antitumortherapie spezieller Hirntumore eine positive Wirkung haben können. Es folgte die Annahme, dass gezielte Eingriffe in den körpereigenen Endocannabinoid-Stoffwechsel wichtig und effizient für unterschiedliche Therapiemaßnahmen sein könnten.

Doch so spezifisch und gezielt müssen die Eingriffe in das System möglicherweise gar nicht sein. Denn mittlerweile zeigen einige wissenschaftliche Arbeiten zudem, dass auch Bewegung die Endocannabinoid-Aktivität steigern kann.

Endogene Cannabinoide oder Endocannabinoide werden im Körper zumeist innerhalb der Körperfettsäuren produziert. Sie interagieren mit den Cannabinoid-Rezeptoren und regulieren unterschiedliche Grundfunktionen. Darunter fallen beispielsweise Appetit, Schlaf, Schmerz sowie die Stimmung. Die aktuell bekanntesten sind Anandamid und 2-Arachidonylgycerol (2-AG).

Bewegung und die Endocannabinoid-Aktivität: Der Stand der Forschung

Insbesondere die Verteilung der CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem wurde in der Vergangenheit ausgiebig untersucht. Sie stehen im Einklang mit den bereits bekannten Effekten der Cannabinoide auf das Verhalten von Menschen und Tieren. Im Gehirn findet sich die höchste Dichte des CB1-Rezeptors in den sogenannten Basalganglien sowie dem Cerebellum. Beide Regionen sind an der Initiation und Koordination von Bewegungen beteiligt.

Auch im cerebralen Kortex und im Hippocampus wurde eine hohe Dichte an CB1-Rezeptoren gefunden. Diese beiden Regionen sind relevant für Formen des Lernens sowie die Gedächtnisbildung. In der Amygdala, die an der Entwicklung von Angst und Furcht beteiligt ist, konnten ebenfalls viele CB1-Rezeptoren entdeckt werden. [2] Diese Erkenntnisse zeigen: Sollte Bewegung einen Einfluss auf die Endocannabinoid-Aktivität nehmen können, lässt sich dies vermutlich insbesondere im Gehirn feststellen.

Die Forschung unterscheidet dabei zwischen akuter und chronischer Bewegung:

  • Akute Bewegung: Der Begriff wird bei Untersuchungen verwendet, ob eine parallel oder zeitnah ausgeführte Bewegung einen direkten Einfluss auf einen Prozess hat. Dieser Prozess kann beispielsweise das Lernen von Vokabeln sein.
  • Chronische Bewegung: Dieser Begriff wird bei der Frage verwendet, ob Bewegung sich langfristig positiv auf das Gehirn auswirkt.

Bei der Frage nach der Endocannabinoid-Aktivität spielt insbesondere die chronische Bewegung eine wichtige Rolle. Untersuchungen zeigten, dass Bewegung auf den Hippocampus wirkt. Dieser wird auch „Tor zum Gedächtnis“ genannt, da ein Großteil der Informationen, die im Gehirn gespeichert werden sollen, zuerst dieses Areal durchläuft. Wie bereits erwähnt, findet sich im Hippocampus eine große Dichte an CB1-Rezeptoren. Forscher fanden heraus, dass Bewegung die Bildung neuer Nervenzellen erhöht. Da Endocannabinoide auch in den Nervenzellen stecken, ist es gut vorstellbar, dass auch ihre Aktivität dadurch angesprochen wird.

Davon geht auch die Endocannabinoid-Hypothese aus. Sie besagt, dass das Neurotransmitter-System, welches aus Endocannabinoiden, Cannabinoid-Rezeptoren und Enzymen besteht, durch Bewegung und sportliche Aktivität aktiviert werden kann. [3] Es ist dabei ein Netzwerk, das die synaptische Erregbarkeit und Neurotransmitterfreisetzung reguliert. Jüngste Studien und Ergebnisse zeigen, dass die Konzentration von Endocannabinoiden während einer moderaten Ausdauerbelastung zunimmt.

Dies könnte eine mögliche Erklärung für die Veränderung der Stimmung und des Wohlbefindens sein, die viele Personen nach einer Sporteinheit fühlen. Es gibt bereits wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, dass die Aktivierung des Endocannabinoid-Systems das Schmerzempfinden reduziert und emotionale sowie kognitive Prozesse verändern kann.

Zudem haben bereits mehrere Studien beim Menschen gezeigt, dass eine akute körperliche Belastung wie beispielsweise Sport zu einer ausschlaggebenden Erhöhung der Aktivität des Endocannabinoid-Systems führen kann. In diesem System binden sich die körpereigenen Cannabinoide an die Rezeptoren CB1 und CB2 und aktivieren diese. [4] Zwar sind die Studien bisher relativ rar, und doch zeigt sich durch die Bank ein positiver Effekt von Bewegung auf die Aktivität der Cannabinoide.

Die Forschung dazu ist jedoch noch längst nicht abgeschlossen, sodass sich in Zukunft noch viele weitere Erkenntnisse gewinnen lassen können.

Zusammenfassung

Endocannabinoide sowie das Endocannabinoid-System im menschlichen Körper stehen seit Jahren im Zentrum vieler Forschungen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass gezielte Eingriffe in dieses System hilfreich für unterschiedliche Therapiemaßnahmen sein können. Zudem konnten verschiedene Studien belegen, dass Sport und Bewegung die Aktivität von Endocannabinoiden positiv beeinflussen können.

Quellen und weiterführende Links

  • 1Müller-Vahl, Kirsten R.; Grotenhermen, Franjo: Cannabis und Cannabinoide in der Medizin. MWV Medizinische Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Berlin, 2020.
  • 2Wegener, Nico; Schneider, Miriam; Koch, Michael: Des endocannabinoide System des Gehirns – von der Neurobiologie zur klinischen Relevanz. De Gruyter, 2017. doi.org/10.1515/nf-2008-0402.
  • 3Dietrich, A.; McDaniel, W. F.: Endocannabinoids and exercise. In: British journal of sports medicine 38 (5), S. 536-541. DOI: 10.1136/bjsm.2004.011718.
  • 4Buuck, Sabine: Bewegende Pause. Der Einfluss einer Bewegungsintervention auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Arbeitskontext. University of Bamberg Press, Bamberg 2020.

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