Nano-CBD

CBD-Nano-Technologie – Pseudowissenschaft oder Innovation?

Der neueste Trend im Bereich CBD ist Nano-CBD. Was es mit Nanotechnologie auf sich hat, was das mit CBD zu tun hat und warum du diesen Trend kennen solltest, erfährst Du in diesem Artikel!

Cannabidiol (CBD) ist ein nicht psychoaktives Cannabinoid und ein Bestandteil von Hanf. Ihm werden zahlreiche positive Auswirkungen auf die Gesundheit im Bereich Entzündungen, Schmerzen und Wohlbefinden nachgesagt. Auf dem Markt sind unzählige verschiedene Nahrungsergänzungsmittel mit CBD erhältlich, CBD-Öle sind am häufigsten. Doch sie bringen ein Problem mit sich: CBD-Öle und Cannabiskonzentrate besitzen eine geringe Bioverfügbarkeit, da Wasser kein Lösungsmittel für sie ist. Dadurch wird oft nur ein kleiner Teil der Cannabinoide vom menschlichen Körper absorbiert, der hauptsächlich aus Wasser besteht.

In jüngster Zeit kommen daher immer mehr Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt, die als wasserlöslich oder liposomal betitelt werden. Dahinter steckt teilweise (und genau genommen nicht immer ganz richtig bezeichnet) die Nanotechnologie – und mit ihr der Versuch, die lange Verarbeitungsdauer und schlechte Aufnahme von CBD im Körper zu verbessern. Denn das ist ein Forschungsgebiet, das sich mit der Herstellung besonders kleiner Partikelgrößen beschäftigt.

CBD in Nanogröße könnte daher noch schneller und besser durch Zellmembrane dringen, so die Hoffnung. Doch was genau dahinter steckt, welche Möglichkeiten sich ergeben, welche Risiken und Argumente dagegen sprechen und was aktuelle Studien dazu sagen – das erklären die folgenden Zeilen.

Nanotechnologie: Das steckt dahinter

Der Begriff „Nano“ entstammt dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt Zwerg. Das bezeichnet auch den Kernbereich der Nanotechnologie, denn dieses Forschungsgebiet beschäftigt sich mit der Herstellung besonders kleiner Teilchen. Sogenannte Nanopartikel sollen trotz klassischer physikalischer Gesetze eine größere Wirkung mit sich bringen. Die Maßeinheit der Wissenschaft heißt Nanometer, in dem Forschungsgebiet werden Materialien unter 100 Nanometer bis hin zu einem Atom verwendet.

Um eine Relation herzustellen, wird häufig folgender Vergleich herangezogen: Ein Nanometer verhält sich im Gegensatz zu einem Meter genauso wie eine Kichererbse zur Größe der Erde.

Als Vater der Nanotechnologie wird der US-amerikanische Physiker Richard Feynman angesehen, der den Begriff erstmals in einem Vortrag im Jahr 1959 gebrauchte. Die Wissenschaft gilt als DIE Innovation des 21. Jahrhunderts, zahlreiche Vorbilder finden sich in der Natur. In der Produktion hat die Nanotechnologie inzwischen längst Einzug gehalten. Die Wissenschaft der kleinen Teilchen findet sich unter anderem in:

  • Kosmetika
  • Automobillackierungen
  • Elektrotechnik (Prozessoren)
  • Nahrungsergänzungsmitteln
  • Medizinprodukten
  • Medikamenten
  • und vielem mehr

Vor allem in der Medizin bietet die Technik der Nanoemulsion die Möglichkeit, neue Medikamente mit Nanopartikeln zu entwickeln, um die Wirkstoffe in kleinen Portionen zu transportieren und gezielt freizusetzen. Bisher sind rund 60 Arzneimittel zugelassen, die mittels Nanoemulsionstechnologie hergestellt wurden. Genau dieses Potenzial wollen sich auch Hersteller von Produkten mit Cannabidiol zunutze machen.

Pro: Diese Vorteile kann die Nano-Technologie für CBD-Produkte bringen

In Fachkreisen gilt Nano-CBD daher als die neueste Innovation. Dadurch soll auch das Cannabinoid schneller und besser im Blutkreislauf aufgenommen werden. In herkömmlichen CBD-Ölen sind CBD-Partikel enthalten, die erst vom Verdauungssystem bearbeitet werden müssen. Kleinere Teilchen sollen auch hier schneller und besser Zellmembrane durchdringen.

Die Nanoemulsionen werden dabei nicht mit der CO2-Extraktion, sondern mit einer Ultraschall-Extraktion hergestellt, wobei 10 – 1000nm große Tröpfchen entstehen, die sehr viel kleiner sind als Tröpfen in herkömmlichen Emulsionen. Zudem werden sie in Hinblick auf das Mischungsverhältnis von Trägeröl und Tenside optimiert. Tenside sind Emulgatoren, die nicht miteinander vermischbare Flüssigkeiten vermengen.

Nanotechnologie wird in immer mehr Branchen angewendet.
Nanotechnologie wird in immer mehr Branchen angewendet. / Bildquelle vchal (Bigstockphoto.com)

Dadurch sollen die Tropfen leichter durch den Körper transportiert werden. Das soll eine schnellere Aufnahme durch den Körper mit mehr Effektivität ermöglichen. Als Vorteile von Nano-CBD werden daher Folgende angesehen:

  • höhere Bioverfügbarkeit (bioavailability) des CBDs
  • schnellere Aufnahme in den Blutkreislauf
  • Verbesserung der Effekte
  • niedrigere Dosen

Häufig wird Nanotechnologie und Liposomen gleichgesetzt, jedoch ist das genaugenommen eine andere, gut konsolidierte Technologie. Liposomen können den Transport durch den Magen-Darm-Trakt verbessern und werden auch in der CBD-Branche eingesetzt. Dadurch werden CBD-Öl-Wasser-Gemische erzeugt, die Nanoemulsion ähneln und die Bioverfügbarkeit ebenfalls steigern sollen.

Höhere Bioverfügbarkeit des CBDs

Hinter dem Begriff Bioverfügbarkeit (englisch bioavailability) steckt die tatsächlich von Blutkreislauf aufgenommene Menge einer Substanz. CBD wird eine eher niedrige Bioverfügbarkeitsrate zugewiesen. Diese hängt zudem von mehreren Faktoren ab, beispielsweise von der Art der Einnahme (verkapselt über den Verdauungstrakt, Tropfen unter der Zunge etc.). Bei CBD ist die Bioverfügbarkeit durch die Aufnahme über die Lunge die beste, jedoch auch mit starken Belastungen verbunden.

Forscher suchen daher einen Mittelweg und manche sehen ihn in Nano-CBD. Durch feine Nano-Partikel ist mit weniger Wirkstoffverlust beispielsweise durch die Verdauung auf dem Weg in die Blutbahn zu rechnen. Daher soll Nano-CBD eine höhere Bioverfügbarkeit aufweisen.

Schnellere Aufnahme in den Blutkreislauf

Nano-CBD ist so klein, dass Laien meinen könnten, es sei wasserlöslich. Auch deswegen werden manche Produkte unter dem Begriff „wasserlösliches CBD“ vermarktet. Doch genaugenommen ist das nicht der Fall, eher verhalten sich die Moleküle ähnlich wie wasserlösliche Verbindungen.

CBD ist hydrophob (Wasser abweisend) und lipophil (zeigt im unpolaren Lösungsmittel wie Öl oder Fett eine gute Löslichkeit). Und da der Hauptbestandteil des Menschen Wasser darstellt, ist es schwer für herkömmliche Teilchen, vom Organismus aufgenommen zu werden. Die besonders kleinen Partikel hingegen sollen dies erleichtern: Je kleiner ein Cannabinoid ist, desto besser kann es neben Wasser in das menschliche Gewebe eindringen.

Verbesserung der Effekte

Wenn ein Produkt schneller transportiert werden kann und auch besser aufgenommen wird, steigert sich auch dessen Effektivität. Nanoemulsionen könnten daher zu einer stärkeren Schmerzlinderung oder einem verbesserten Abbau von Angst führen. Jedoch ist hier auch die Gefahr gegeben, dass durch Nachlassen der Wirkung die „Landung in der Realität härter“ ausfällt.

Niedrigere Dosen

Laboratorien haben bereits angegeben, dass ihre Nanoemulsionen von Cannabinoiden bei niedrigeren Dosen sofortigen Eintritt und therapeutische Wirkung bieten. Das liege daran, dass die Aufnahme stark erhöht ist. Mit Nano-Technologie kann also erreicht werden, dass geringere Dosen und Konzentrationen von CBD bei gleicher Wirkung möglich sind.

Contra: Diese Risiken und Nachteile kann Nano-CBD mit sich bringen

Die Wissenschaft der Nanotechnologie ist noch sehr jung. Daher gibt es auch viele Kritiker, die immer wieder darauf hinweisen, dass noch nicht genügend erforscht ist, was mit Nano-Partikeln im Körper passiert. So manche Kritiker halten Nano-CBD sogar für Geldverschwendung und listen Argumente auf, warum die genannten Vorteile nicht unbedingt eintreten. Zudem gibt es einige Risiken.

Kein genaues Wissen, wo Nanopartikel hingelangen

Kleine Moleküle könnten beispielsweise auch in Zellen von Organen eindringen, wo ihre Wirkung eigentlich nicht gedacht war. Ebenso können sie Eigenschaften aufgrund ihrer kleinen Partikelgröße entwickeln, die sich vom ursprünglichen Ziel des Wirkstoffes unterscheiden – also Nebenwirkungen hervorrufen. Hier fehlt es derzeit noch an aussagekräftigen Studien.

Schadstoffe werden auch schnell transportiert

Zudem besteht auch das Risiko, dass schädliche Inhaltsstoffe (Schwermetalle, Pestizide) viel schneller und leichter in die Blutbahn eindringen. Daher ist es bei Nano-CBD besonders wichtig, auf die Herkunft zu achten und nur hochwertige Produkte zu verwenden, die sicher frei von Fremdstoffen sind.

Wer Schadstoffe umgehen will, könnte meinen, reine Nano-Kristalle ohne weitere Zusatzstoffe seien die Lösung. Doch dabei besteht das Problem des fehlenden Entourage-Effekts. Bei Nano-CBD-Ölen fehlen oft andere Wirkstoffe des Hanfs wie beispielsweise andere Cannabinoide oder Terpene, die die Wirkung von CBD verstärken können. Dieses Handicap ist auch bei herkömmlichen CBD-Isolaten zu finden.

Schwangeren wird abgeraten

Schon bei herkömmlichen CBD-Produkten wird Schwangeren von der Verabreichung abgeraten. In Verbindung mit Nanopartikel besteht zudem das Unwissen, ob diese auch über die Plazenta das ungeborene Kind erreichen können. Daher sollten werdende Mütter nach aktuellem Wissensstand unbedingt von einer Einnahme absehen.

Zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse

Zudem ist die Wissenschaft noch längst nicht soweit fortgeschritten, dass eine Ableitung von möglichen negativen Auswirkungen von herkömmlichen CBD auf Nano-CBD möglich ist. Dies ist generell bei Nano-Produkten nicht immer möglich. Die unzureichende Forschungslage lässt noch keine eindeutigen Aussagen zur Sicherheit zu. Daher ist das größte Risiko von Nano-CBD dessen Unsicherheit, die jeder für sich selbst abwägen muss.

Rechtlich gesehen sind Nano-Produkte ebenfalls bedenklich. Nano-CBD wird derzeit als Novel-Food bei Nahrungsergänzungsmitteln eingestuft und braucht entsprechende Lizenzen. Die Rechtslage rund um CBD ist im Allgemeinen sehr verworren und ändert sich aktuell immer wieder.

Das sagt die Wissenschaft: Die aktuelle Studienlage zu Nano-CBD

Die Wissenschaft ist jung, die Studienlage zu Cannabisöl allgemein noch nicht umfassend und bei der Nanotechnologie bei Cannabidiol noch dünner. Doch erste Untersuchungen zeigen, dass mittels Nanotechnologie das therapeutische Potenzial von Hanf besser genutzt werden könnte. Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat beispielsweise die Bioverfügbarkeit von Sativex (das erste in Deutschland zugelassene Medikament mit CBD) mit der einer CBD / THC-Nanoemulsion verglichen.

Das Ergebnis: Die Nanoemulsion hatte eine erhöhte Gesamtabsorption. Im April 2017 wurde bereits in einer Untersuchung gezeigt, dass Nanoemulsionen auch vor dem vorzeitigen Abbau schützen können und somit die Zirkulationszeit von CBD im Körper verlängern. Doch vor allem bezüglich der Risiken und Nachteile der Nanotechnologie im Bereich von Cannabidiol liegen noch zu wenige Forschungsergebnisse vor. Hier bleibt abzuwarten, was die Wissenschaft in den nächsten Jahren zutage fördert.

Zusammenfassung

Die Nanotechnologie ist eine vielversprechende Wissenschaft, die auch beim Cannabisöl eine Möglichkeit darstellen kann, um Bioverfügbarkeit, Wirksamkeit und Co von Cannabidiol zu erhöhen. CBD in Nanogröße kann als eine Innovation angesehen werden, muss es aber nicht. Denn auch wenn die Nanotechnologie in Medizin und Kosmetikbranche längst etabliert ist, braucht es noch weitere Forschungen und Studien, um auch die Risiken und Nachteile von Nano-CBD besser einschätzen zu können.

Quellen und weiterführende Links

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