Corona-Herdenimmunität

Corona-Herdenimmunität: Aktueller Stand der Wissenschaft

ie durch das schwere akute respiratorische Syndrom SARS-Cov-2 entstandene Pandemie, betrifft weltweit mittlerweile Millionen Menschen und es gibt weder ein wirksames Medikament, noch eine Impfung, die die Infektion lindert, heilt oder nicht entstehen lässt. Deswegen stellt sich immer wieder die Frage, ob und wie eine Herdenimmunität gegen das Virus erreicht werden kann, solange es diese Möglichkeiten nicht gibt.

Was ist Herdenimmunität?

Eine Herdenimmunität entsteht dann, wenn genügend Menschen gegen eine Krankheit, in diesem Fall Covid-19, immun sind und die Übertragungsketten dadurch unterbrochen werden. Je mehr Menschen immun sind, desto weniger Menschen können sich mit der Krankheit infizieren und andere damit infizieren. So verlangsamt sich die Ausbreitung und bietet einen direkten Schutz gegenüber den Menschen, die nicht immun sind.

Normalerweise entsteht eine Immunität durch eine Impfung, die es gegen das Corona-Virus bislang noch nicht gibt. (Aktuell hat Russland einen Impfstoff gefunden, genannt „Sputnik V“, doch dessen Wirksamkeit ist bislang noch nicht abschließend geprüft.)

So kann eine Herdenimmunität nur dann erreicht werden, wenn genügend Menschen erkranken, sich erholen und dabei eine Immunität gegen sie entwickeln.

Warum sollten sich 60 Prozent der Bevölkerung sich mit dem Covid-19 infizieren?

Immer wieder hört man die Behauptung, dass sich eine Herdenimmunität dann einstellt, wenn ca. 60 bis 70 % der Menschen, sich mit SARS-Cov-2 infizieren. Anhand der Reproduktionszahl „R“ wird die Ausbreitungsgeschwindigkeit gemessen. Sie stellt eine durchschnittliche Zahl an Menschen dar, die eine andere Person anstecken können.

Um eine Herdenimmunität zu erreichen, sollte der R-Wert nicht über 1 liegen. Diese Formel enthält die Grundreproduktionsnummer oder „R-Null“, die die durchschnittliche Anzahl neuer Personen angibt, die eine einzelne infizierte Person aussetzen und infizieren kann. Diese Zahl für die Grippe liegt bei 1,3, was bedeutet, dass jede infizierte Person durchschnittlich 1,3 weitere Personen infiziert.

Diese Zahl hat sich immer wieder verändert. Die Herdenimmunität ist erreicht, wenn so viele Menschen immun sind, dass jeder Infizierte weniger als eine Person ansteckt, die effektive Reproduktionszahl also unter 1 geht.

Immunantwort ist wichtig zur Entwicklung einer Herdenimmunität

Das sich schnell entwickelnde Verständnis der Wissenschaftler für diese menschliche Immunantwort auf Covid-19 ist entscheidend für die Beantwortung einiger der wichtigsten Fragen in dieser Phase der Pandemie, darunter:

  • Kann man sich mit dem Virus zweimal anstecken?
  • Was ist die Schwelle für die Herdenimmunität – nach der die Pandemie ausbrennen könnte?
  • Warum werden manche Menschen kranker als andere?
  • Wie könnte ein Impfstoff wirken und wie effektiv wird er sein?

Wissenschaftler haben seit Ausbruch der neuartigen Virus SARS-Cov-2 viel darüber gelernt, wie das Immunsystem auf Covid-19 reagiert, von den spezifischen Zellen, die der Körper zur Bekämpfung des Virus erzeugt, bis hin zu den Auswirkungen auf einen Impfstoff.

Antikörper gegen SARS-Cov-2 nehmen mit der Zeit ab, was eine Herdenimmunität schwierig macht.

Eine Studie aus England macht bei CNN Schlagzeilen. Es wurde dort festgestellt, dass die Immunität durch Antikörper nur einige Monate anhalten kann. So wurde festgestellt, dass nach einer Verfolgung des Zustands Antikörper ca. 20 bis 30 Tage die Antikörper am Höchststand sind, aber dann abnehmen.

Es gibt jedoch auch hier andere Aussagen, wie z. B. von Dr. Mala Maini, Professorin für Virusimmunologie und beratende Ärztin am University College London in Großbritannien, die zu der Erkenntnis kam, dass auch wenn keine nachweisbaren Antikörper vorhanden sind, dass dies nicht zwangsläufig bedeutet, keine schützende Immunität zu haben. Mit aller Wahrscheinlichkeit verfügt der Körper trotzdem über Gedächtnis-Immunzellen (B- und T-Zellen), die schnell aktiv werden und eine Immunantwort auslösen können, wenn der Virus erneut aufgenommen wird. Es könnte sein, dass dann die Infektion wesentlich milder verläuft.

Antikörper nehmen nach ca. 20 bis 30 Tagen ab, wodurch die Immunität gegen Covid-19 nicht garantiert ist.

Schweden wollte durch einen Sonderweg eine Herdenimmunität erreichen

Während in den meisten Ländern aufgrund der raschen Verbreitung von Covid-19 Lockdowns und andere Maßnahmen, wie Schulschließungen durchgeführt haben, ging Schweden einen anderen Weg und versuchte, eine kontrollierte Ausbreitung des Corona-Virus zu erlauben, um eine Herdenimmunität zu erreichen.

Sie trauten der Bevölkerung in Eigenverantwortung sich sozial von anderen zu distanzieren zu, es gibt keine Maskenpflicht, weder wurden Restaurants und Bars geschlossen.

Laut einer Studie, die im Journal der Royal Society of Medice veröffentlicht wurde, war dies jedoch ein Fehlschlag, da die Mortalität, die Virusinfektionen und die Krankenhausaufenthalte viel höher ausfielen, als in den skandinavischen Nachbarländern, wie in Dänemark, Finnland oder Norwegen.

Schweden wurde wegen seiner kontroversen Entscheidung vielfach kritisiert. Trotzdem hält der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell weiterhin an seiner Entscheidung fest. Er könnte jedoch auch damit Recht haben, denn laut anderen Experten sei es zu früh, so sagen, welche Pandemiestrategie langfristig am besten sei. Dies kann wahrscheinlich erst in 2 Jahren objektiv festgestellt werden.

Klinische Forschungsergebnisse legen nahe, dass nur stark infizierte Covid-19 Patienten in der unmittelbaren und frühen Erholungsphase ihrer Krankheit Antikörper erwerben.

Ob der Weg Schwedens in der Corona-Pandemie richtig war, wird sich mit aller Wahrscheinlichkeit erst in 2 Jahren herausstellen.

Immunantwort ist bei den Menschen nach einer Infektion unterschiedlich!

Die Gesundheitsbehörden in Schweden prognostizierten, dass 40 % der Bevölkerung von Stockholm, die bis Mai 2020 an der Krankheit gelitten haben, Antikörper gebildet haben. Doch tatsächlich waren es nur jedoch nur ca. 15 %. Antikörper waren bei leicht asymptomatischen Patienten viel seltener anzutreffen. Demnach wird davon ausgegangen, dass diese Menschen mit leichten Symptomen nicht gleich immun gegen Covid-19 sind.

Es müssten sich demnach auch sich viel mehr Menschen anstecken, um eine Herdenimmunität zu erreichen und das Problem ist auch die unterschiedliche Immunantwort, die sich vielfältig zeigt.

Manche Menschen sind anfälliger für Infektionen, andere übertragen das Virus eher, sobald sie infiziert sind. Dies könnte bedeuten, dass die Anzahl der Menschen, die dem Virus ausgesetzt sein müssen, um es zu verlangsamen, viel geringer sein könnte. Es sind weitere Studien notwendig, um mehr über die Immunantwort bei Covid-19 zu erfahren.

Die menschliche Immunantwort trägt entscheidend dazu bei, ob eine Herdenimmunität entstehen kann.

Zusammenfassung

Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssten mindestens 2 Drittel der Menschen sich mit dem neuartigen Corona-Virus anstecken. Mittlerweile fand man jedoch heraus, dass eine Immunantwort von der Schwere der Viruslast abhängt und Antikörper nach ca. 20 bis 30 Tagen nicht mehr nachgewiesen werden können.

Quellen und weiterführende Links

Artikelbild: © luckybusiness / Bigstock.com

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