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Welchen Einfluss hat das Umfeld beim Heranwachsen eines Kindes auf psychische Erkrankungen?

Das psychische Wohlbefinden von Kindern ist ebenso wichtig wie ihre körperliche Gesundheit. Leider leiden weltweit laut der Weltgesundheitsorganisation ca. 1 von 10 Kindern und Jugendlichen an psychischen Problemen, wie z. B. Depressionen, Angstzuständen und Verhaltensstörungen.

Über 70 Prozent erhalten darüber hinaus keine entsprechende Intervention dagegen. Die Beeinflussung des Umfelds auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen spielt dabei eine große Rolle.

Direkter Einfluss der Beziehungsperson

Das emotionale Wohlbefinden von Kindern hängt direkt mit der Funktionsweise ihrer Betreuung und der Familie zusammen in der sie leben. Wenn diese Beziehungen durch Missbrauch, Bedrohung und chronische Vernachlässigung beeinflusst werden, sind diese Erfahrungen psychisch schädlich und stellen einen wichtigen Risikofaktor für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen dar.

Laut einer Studie von Dr. Anne Marie Conn vom medizinischen Institut der Universität Rochester können die starken Auswirkungen einer unglücklichen Kindheit und die daraus resultierenden psychischen Schäden über einen längeren Zeitraum anhalten. Das heißt, die Folgen von Traumata, die durch mangelnde Zuneigung, Missbrauch, physische oder psychische Gewalt oder andere Faktoren hervorgerufen werden, die die psycho-emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigen könnten, sind nicht auf die Kindheit beschränkt.

Prävalenz von Depressionen unter Kindern und Jugendlichen mit psychisch kranken Eltern
Prävalenz von Depressionen unter Kindern und Jugendlichen mit psychisch kranken Eltern

Weiterhin beeinträchtigen Traumata die geistige Gesundheit und verändern sogar die Gehirnentwicklung. In einigen Fällen kann ein solches Trauma auch zur Entwicklung psychischer Störungen führen, die sich wiederum auf die Bildung auswirken.

Die psychische Gesundheit von Kindern ist stark an das emotionale Wohlbefinden gekoppelt und steht im direkten Zusammenhang mit Bezugspersonen.

Umweltfaktor – chronischer Stress

Wenn Kinder oder Jugendliche in einem instabilen Umfeld leben und wenig Zuneigung bekommen, führt das meist dazu, dass diese sich unsicher und ungeliebt fühlen. Dies führt zu Stress, der sich anfangs als akute Belastungsstörung bemerkbar macht, sich im Laufe der Zeit jedoch in einen latenten, prägnanteren und dauerhafteren Stresszustand verwandelt.

Chronischer Stress kann die Gehirnfunktion verändern und die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis negativ beeinflussen. Es kann zu einem Zustand von Hyperaktivität und zu Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen führen. Aufgrund seiner dauerhaften Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung und andere Organsysteme, kann chronischer Stress die Schulbereitschaft, die schulischen Leistungen sowie die körperliche und geistige Gesundheit während der gesamten Lebensdauer beeinträchtigen.

Kinder entwickeln häufig ein Ohnmachtsgefühl und vergraben ihre Traurigkeit
Kinder entwickeln häufig ein Ohnmachtsgefühl und vergraben ihre Traurigkeit / © altanaka (Bigstockphoto)

Umstände, die mit familiärem Stress verbunden sind, wie beispielsweise anhaltende Armut, können das Risiko schwerwiegender psychischer Gesundheitsprobleme erhöhen. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, die wiederholtem Missbrauch oder chronischer Vernachlässigung, häuslicher Gewalt oder psychischen Problemen der Eltern oder Drogenmissbrauch ausgesetzt sind.

Chronischer Stress, anhaltende Armut, Missbrauch, häusliche Gewalt und psychische Probleme der Eltern, erhöhen das Risiko für Kinder und Jugendliche, schwerwiegende psychische Erkrankungen zu entwickeln.

Der Druck der Schule kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken!

Viele Eltern möchten ihren Kindern helfen, so gut sie können. Einige Eltern setzen ihre Kinder jedoch zu starkem Leistungsdruck aus. Unter solch starkem Druck zu stehen, kann schwerwiegende Folgen für Kinder haben.

So gibt es einen deutlichen Anstieg von Depressionen im Gegensatz zu vergangen Jahren. Doch nicht nur der Konkurrenzkampf und der Druck in Schulen wirken sich schädlich auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen aus. Ebenso hat die digitale Reizüberflutung und Mobbing einen starken Einfluss auf die Psyche der Kinder.

Starker und ständiger Leistungsdruck, Mobbing und digitale Reizüberflutung wirken sich schädlich auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus.

Ständige Angst und Hilflosigkeit

Das Aufwachsen ohne die Sicherheit einer liebevollen Familie, ein anregendes Umfeld, in dem eine starke Identität definiert werden kann, begünstigt die Entwicklung psychischer Störungen während des Wachstums. Ein gesundes Selbstwertgefühl kann nicht entstehen. So kommt es bei Kindern häufig zu chronischem Pessimismus und Angstzuständen, die typisch bei Menschen sind, die wenig oder keine emotionale Zuwendung bekommen.

Oftmals entsteht eine erlernte Hilflosigkeit, indem Kinder davon überzeugt sind, nichts ändern zu können, was ihnen missfällt. Es entwickelt sich das Gefühl, keine Macht über das eigene Leben zu haben und psychologische Mechanismen entstehen, die die Entwicklung psychischer Störungen begünstigen.

Risikofaktoren bei Kinder-Depressionen
Risikofaktoren bei Kinder-Depressionen / Quelle: Leuphana Universität Lüneburg

Welche psychischen Probleme treten häufig bei Kindern und Jugendlichen auf?

Nachfolgend einige der häufigsten psychischen Gesundheitsprobleme, die Kinder und Jugendliche betreffen können:

  • Depressionen betreffen heute mehr Kinder und Jugendliche als in den letzten Jahrzehnten, sind jedoch bei Erwachsenen immer noch häufiger. Jugendliche leiden häufiger unter Depressionen als kleine Kinder.
  • Selbstverletzung  ist ein sehr häufiges Problem bei jungen Menschen. Um sich selbst zu spüren bzw. mit starken emotionalen Schmerzen umzugehen, verletzen sich manche Jugendliche durch Ritzen oder Schneiden in die Haut.
  • Eine generalisierte Angststörung (GAS), dazu gehören Trennungsangst, Schulangst, Versagensangst.
  • Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)  kann auf körperlichen oder sexuellen Missbrauch folgen oder durch äußerst beängstigende Erlebnisse ausgelöst werden, wie zum Beispiel Naturkatastrophen, Mobbing, Gewalt.
  • Kinder, die durchweg  überaktiv  („hyperaktiv“) sind, sich impulsiv verhalten und Schwierigkeiten haben, aufmerksam zu sein, können an einer  Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden. Viel mehr Jungen als Mädchen sind betroffen, aber die Ursache von ADHS ist nicht vollständig geklärt.
  • Essstörungen  beginnen normalerweise im Teenageralter und treten häufiger bei Mädchen als bei Jungen auf. Die Zahl der jungen Menschen, die eine Essstörung entwickeln, ist gering, aber Essstörungen wie  Anorexie und Bulimie können schwerwiegende Folgen für ihre körperliche Gesundheit und Entwicklung haben.

Ärzte diagnostizieren Mädchen häufiger mit Stimmungsstörungen wie Depressionen und Angstzuständen als Jungen, während Störungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und Autismus eher den Jungen zugeordnet werden.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei psychischen Erkrankungen sind unter anderem das Ergebnis einer Kombination von geschlechtsspezifischen biologischen Unterschieden sowie der unterschiedlichen Art und Weise, wie Mädchen dazu ermutigt werden, ihre Umgebung zu interpretieren und darauf zu reagieren, im Vergleich zu Jungen.

Zusammenfassung

Jedes 10. Kind leidet in der jetzigen Zeit an psychischen Problemen. Das Umfeld hat einen entscheidenden Einfluss auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Wichtig für die psychische Gesundheit ist vor allen Dingen ein stabiles familiäres Umfeld. Falls dieses gestört ist und Kinder eine mangelnde Zuwendung erfahren, entwickeln diese mit höchster Wahrscheinlichkeit eine psychische Krankheit, die sich in das Erwachsenenalter hineinziehen kann und zu schwerwiegenden Folgen im Umgang mit dem Leben führen kann.

Quellen und weiterführende Links:

Artikelbild: fizkes / Bigstock.com

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