Kakerlakenmilch: Ernährung und Nutzen

Kakerlakenmilch: Ernährung und Nutzen

Kakerlakenmilch mag sich nicht unbedingt appetitlich anhören, wird aber seit einiger Zeit als Superfood gehypt. Die Schabenmilch soll besonders nährstoffreich sein und viele gesundheitliche Vorteile bieten. Doch was genau ist Kakerlakenmilch? Was hat das vermeintliche Superfood mit dem Welthunger zu tun? Und wer ist eigentlich dafür zuständig, die Küchenschaben zu melken? Dieser Artikel bringt Klarheit.

Was ist Kakerlakenmilch überhaupt?

Kakerlaken der Art Diploptera punctata erzeugen eine kristallisierte, proteinreiche Substanz, um ihre Nachkommen damit zu versorgen.

Diese Schabenart ist einzigartig. Sie bringt ihren Nachwuchs lebend zur Welt und versorgt ihre Nachkommen – ähnlich wie Säugetiere – mit einer nahrhaften „Milch“.

Die Jungen verzehren die Proteinkristalle, die von den Mutterschaben produziert werden, weil sie diese für ihr Wachstum und ihre Entwicklung benötigen. Wissenschaftler haben die milchähnlichen Kristalle untersucht und dabei erstaunliche Dinge festgestellt: Die kristalline Substanz ist äußerst nahrhaft und gilt als vollwertiges Lebensmittel auch für uns Menschen. Sie ist eine hervorragende Quelle für Fette, Kohlenhydrate und Proteine.

Vor allem als Proteinlieferant eignet sich Kakerlakenmilch exzellent, denn sie ist eine vollständige Proteinquelle. Sie enthält alle neun essenziellen Aminosäuren, die der Körper nicht selbst produzieren kann und die über die Nahrung zugeführt werden müssen. Diese Tatsache ist interessant, weil es kaum fleischlose Lebensmittel gibt, die alle neun essenziellen Aminosäuren beinhalten. Den meisten Nahrungsmitteln fehlen ein oder zwei der Aminosäuren. Daher könnte Kakerlakenmilch ein vollwertiger und milchfreier Ersatz für echte Kuhmilch sein.

Wer muss die Kakerlaken melken?

Diese Frage ist natürlich nicht ganz ernst gemeint. Da Kakerlaken keine Säugetiere sind, werden sie auch nicht gemolken wie weibliche Kühe, Schafe oder Ziegen. Dennoch muss die Kakerlakenmilch irgendwie gewonnen werden. Dafür ist ein arbeitsintensiver Prozess erforderlich. Die weiblichen Kakerlaken und ihre Embryonen müssen getötet werden, sobald diese zu laktieren beginnen. Dann werden die Kristalle aus dem Mitteldarm „geerntet“.

Derzeit ist es daher nicht möglich, Kakerlakenmilch in der Massenproduktion herzustellen. Schätzungen zufolge müssen über 1.000 Küchenschaben getötet werden, um lediglich 100 Milliliter Schabenmilch zu gewinnen. Das ist weder besonders effizient noch tierfreundlich, weshalb Kakerlakenmilch für die meisten Vegetarier und Veganer keine Alternative zu echter Kuhmilch sein dürfte.

Gesundheitliche Vorteile der Kakerlakenmilch

Da Schabenmilch für die Massenproduktion nicht geeignet ist, gibt es derzeit auch nur begrenzte Forschungsergebnisse zu den gesundheitlichen Vorteilen dieses Lebensmittels. Dennoch schauen wir uns in den nächsten Abschnitten einmal die Zusammensetzung genauer an und leiten daraus einige mögliche gesundheitliche Vorteile der Kakerlakenmilch ab.

1. Vorteil: Sehr nährstoffreich

Kakerlakenmilch gilt gemeinhin als Superfood, weil sie einen sehr guten Nährstoffgehalt bietet. Laboruntersuchungen zeigen, dass die kristalline Substanz dreimal so nahrhaft ist wie gewöhnliche Kuhmilch, Büffelmilch oder menschliche Muttermilch. Laut einer Laboranalyse aus dem Jahr 1977 hat Schabenmilch folgende Nährstoffzusammensetzung:

  • 45 Prozent Eiweiß
  • 25 Prozent Kohlenhydrate
  • 16 bis 22 Prozent Fett
  • 5 Prozent Aminosäuren

Aber auch andere Nährstoffe stecken in der Kakerlakenmilch. Sie enthält zum Beispiel Linolsäure, Ölsäure, Omega-3-Fettsäuren, Mineralstoffe, Vitamine und kurz- sowie mittelkettige Fettsäuren. Demzufolge könnte Kakerlakenmilch die bewusste Ernährung sinnvoll ergänzen, sofern sie kommerziell produzierbar wäre.

2. Vorteil: Milchfreie Milchalternative

Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, dass die Kakerlakenmilch eine milchfreie Milchalternative ist, die obendrein noch eine vollständige Proteinquelle darstellt. Schließlich enthält sie alle neun essenziellen Aminosäuren. Dies trifft auf fleischlose Lebensmittel nur selten zu, weshalb Schabenmilch für einige Menschen interessant sein dürfte.

Personen, die an einer Laktoseintoleranz oder einer Milchallergie leiden, könnten ihre Ernährung mit Kakerlakenmilch bereichern. Sie enthält weder Laktose noch Milcheiweiß.

Weltweit sind 65 Prozent aller Menschen von Laktoseintoleranz betroffen. Sie haben einen Mangel an Laktase. Das Enzym wird benötigt, um die Laktose, also den Milchzucker, zu verdauen. Laktoseintolerante Menschen haben oft mit Durchfall, Blähungen, Übelkeit und Bauchschmerzen nach dem Verzehr von Milchprodukten zu kämpfen. Die milchfreie Kakerlakenmilch ist von Natur aus laktosefrei und daher ideal für alle, die keine Laktose vertragen. Dasselbe gilt für Allergiker, die auf das in der Kuhmilch enthaltene Milcheiweiß reagieren. Auch sie könnten von Schabenmilch profitieren, da diese andere Proteine enthält, auf die Kuhmilchallergiker nicht reagieren.

Welche Nachteile hat Kakerlakenmilch?

Nun, der größte Nachteil besteht schon einmal darin, dass Kakerlakenmilch nicht industriell hergestellt werden kann. Demzufolge ist das verheißungsvolle Getränk aktuell auch nicht ohne Weiteres erhältlich. Dieser Nachteil könnte aber bald aus der Welt geschafft werden, denn Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, die Gewinnung der nahrhaften Milch so zu gestalten, dass sie für die Massenproduktion tauglich wird, wie wir weiter unten noch genauer erläutern. Nichtsdestotrotz ist die Schabenmilch aber noch mit weiteren Nachteilen verbunden:

  • hoher Kaloriengehalt
  • unbestätigte Unbedenklichkeit
  • unethische Herstellung

Hoher Kaloriengehalt

Zwar ist Kakerlakenmilch nahrhaft, aber auch vergleichsweise kalorienreich. In einer Tasse mit 250 Millilitern Schabenmilch stecken rund 700 Kalorien. Zum Vergleich: Eine Tasse normale Kuhmilch enthält nicht einmal ein Drittel davon. Demzufolge kann Kakerlakenmilch eine Gewichtszunahme begünstigen.

Was für die Bevölkerung in hoch entwickelten Staaten ein Nachteil ist, könnte in anderen Ländern mit Hungernöten ein Vorteil sein. Daher wäre Kakerlakenmilch ein gutes Mittel, um den Welthunger zu bekämpfen.

Unbestätigte Unbedenklichkeit

Aktuell gibt es auch noch keine Studien, die belegen, dass Kakerlakenmilch überhaupt für den menschlichen Verzehr geeignet und unbedenklich ist. Es gibt etliche tierische Lebensmittel, die gerade beim Rohverzehr Krankheitserreger übertragen können. Diese führen teilweise zu schweren Erkrankungen. Daher sollten Personen mit einem schwachen Immunsystem, zu denen zum Beispiel Kinder, Schwangere und ältere Menschen gehören, keine Kakerlakenmilch trinken, bis eindeutige Untersuchungen die Unbedenklichkeit bestätigen.

Unethische Herstellung

Leider ist die Herstellung der Kakerlakenmilch aktuell mehr als unethisch. Für die Herstellung eines einzigen Getränks müssten mehrere Tausend Kakerlaken getötet werden, damit man ihrem Darm die Milchproteinkristalle entnehmen kann. Genau deshalb eignet sich die Schabenmilch zumindest aktuell auch nicht als milchfreie Alternative für Vegetarier oder Veganer.

Forscher arbeiten an alternativen Herstellungsmöglichkeiten

Die gute Nachricht ist jedoch, dass Biologen an Alternativlösungen zur Herstellung der Kakerlakenmilch arbeiten. Das Fachblatt „International Union of Crystallography“ berichtete darüber, dass Forscher das Erbgut der Kakerlaken-Art entschlüsseln konnten. Dadurch wäre es nun möglich, die Kristalle im Reagenzglas zu züchten. Lebende Tiere wären für diese Art der Herstellung überhaupt nicht mehr notwendig. Die Kakerlaken könnten in Ruhe weiterleben, während der Mensch dennoch von den gesundheitlichen Vorteilen ihrer Milch profitiert. Die Forscher planen, die Kakerlakenmilch mithilfe von Hefe zu vervielfältigen, damit sie massenkompatibel wird. Wäre das möglich, könnte die Kakerlakenmilch sogar zur Bekämpfung des Welthungers eingesetzt werden.

Fazit: Bei Kakerlakenmilch lohnt sich weitere Forschung

Du siehst also, Kakerlakenmilch könnte ein wirklich vielversprechendes Lebensmittel sein, das auch gar nicht so eklig ist, wie das vielleicht anfangs klingt. Da Schabenmilch eine vollständige Proteinquelle ist, wäre sie eine gute Ergänzung für die menschliche Ernährung und auch zur Bekämpfung des Welthungers interessant. Unserer Meinung nach lohnt es sich daher, weiterhin Zeit und Geld in die Forschung zu diesem Thema zu investieren.

Zusammenfassung

Kakerlakenmilch ist eine proteinreiche, kristalline Substanz, die von einer ganz bestimmten Art von Schaben produziert wird, um ihren lebend geborenen Nachwuchs zu ernähren. Die Schabenmilch ist Untersuchungen zufolge sehr nährstoffreich und laktosefrei, weshalb sie ein guter Ersatz zu gängiger Kuhmilch sein könnte. Bisher ist die Herstellung noch zu aufwendig, als dass die Kakerlakenmilch für die Massenproduktion geeignet wäre, aber das könnte sich in Zukunft ändern.

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