ADHS und Evolution

ADHS und Evolution: Hat ADHS dazu beigetragen, dass der Mensch überlebt hat?

Den Begriff des „Zappelphilipps“ kennen die meisten von uns, dass dieser etwas überholt ist, wissen auch schon einige. Aber lasst uns mal tiefer in das Thema einsteigen …

Was ist ADHS?

ADHS ist eine Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es wird auch als Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom bezeichnet. ADHS ist eine der häufigsten psychiatrischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.

ADHS kann sich in verschiedenen Symptomen äußern, darunter Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Unruhe und Impulsivität. Diese Symptome können die Leistungsfähigkeit in der Schule oder im Beruf beeinträchtigen und das soziale Leben erschweren.

Es gibt verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten für ADHS, darunter Medikamente, Verhaltensinterventionen und psychotherapeutische Unterstützung.

Menschen mit ADHS fallen in den Bereich der Neurodivergenz. Das heißt, dass sie im Spektrum der Neurodiversität, also der Vielfalt der Gehirne, von der „neurotypischen“ Norm abweichen, genau wie Menschen im Autismusspektrum oder mit Dyskalkulie.

Einige Forschungen deuten darauf hin, dass die Gehirnchemie bei Menschen mit ADHS anders ist als bei Menschen ohne diese Besonderheit.

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die für den Informationsaustausch im Gehirn verantwortlich sind. Bei Menschen mit ADHS können bestimmte Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin nicht in ausreichendem Maße produziert werden. Auch der Serotonin-Spiegel kann bei Menschen mit ADHS geringer sein als bei Menschen ohne diese Störung.

Das ist auch der Grund, warum Stimulanzien bei Menschen mit ADHS paradoxerweise zur Beruhigung führen können – das Gehirn ist vielleicht schlicht und ergreifend weniger gelangweilt und muss sich nicht dauernd beschäftigen, beispielsweise durch körperliche Unruhe.

Einige Studien deuten darauf hin, dass eine Behandlung mit Medikamenten, die den Gehirnstoffwechsel beeinflussen, zu einer Verbesserung der Symptome führen kann. Zu diesen Medikamenten gehören Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin), Strattera und Elvanse. Sie helfen bei vielen Betroffenen, die Symptome von ADHS zu lindern.

Bereits im 19. Jahrhundert wurden unruhige Kinder als Teil der Krankheitsgruppe des „affektiven oder moralischen Irreseins“ betrachtet.

Man experimentierte im letzten Jahrhundert mit Stimulanzien, was sich als beruhigend für Kinder erwies.

Ursachenforschung

Für die Entstehung von ADHS werden mehrere miteinander wechselwirkende Faktoren verantwortlich gemacht, welche einen Einfluss auf die Hirnentwicklung haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ADHS als psychische Erkrankung anerkannt.

Trotzdem gibt es noch immer Mythen rund um ADHS, aber es ist wichtig zu wissen, dass es sich hierbei um eine reale Veränderung der Gehirnchemie handelt, die nicht ignoriert werden sollte. Es ist daher wichtig, sich über ADHS zu informieren und Unterstützung in Anspruch zu nehmen, falls man betroffen ist oder jemanden kennt, der betroffen ist.

ADHS ist keine Ausrede, sondern eine Erklärung und es gibt viele Strategien, die das gelangweilte Gehirn dazu bringen, können auch Dinge zu tun, die es nicht allzu sehr interessieren.

Welche positiven Sachen bringt ADHS mit sich?

Neurodivergenz hat nicht nur Schattenseiten. Sicherlich schränken einige Eigenschaften neurodivergente Menschen ein, aber manches verhilft ihnen auch zu ungeahnten Leistungen.

Spontanität

ADHS kann eine positive Spontanität mit sich bringen, weil es Menschen ermöglichen kann, schneller zu denken und zu handeln. Dies bedeutet, dass sie in der Lage sein können, auf Situationen zu reagieren und Entscheidungen zu treffen, ohne viel Zeit für die Überlegung zu benötigen. Dadurch können Menschen mit ADHS in bestimmten Situationen einen Vorteil haben.

Neugierde

ADHS kann eine Neugierde im guten Sinne mit sich bringen, weil es Menschen ermöglicht, sich auf bestimmte Aktivitäten zu konzentrieren und diese intensiver zu erleben. Dies ist möglich, weil die Person in der Vergangenheit Freude oder andere Belohnungen bei der Aktivität erfahren hat.

Die Intensität des Interesses wird durch die Stimulation des Gehirns gesteigert und führt dazu, dass sich Menschen mit ADHS länger auf eine Aufgabe konzentrieren können als andere. Dadurch haben sie die Möglichkeit, tiefer in ein Thema einzutauchen und mehr über es zu lernen.

Energie

Menschen mit ADHS haben oft ein hohes Maß an Energie und Motivation, die sie dazu inspiriert, große Dinge zu erreichen. Sie sind in der Lage, lange Arbeitszeiten zu leisten und möglicherweise mehr als andere Menschen zu schaffen.

Ihr Engagement für das Erreichen ihrer Ziele kann ausgesprochen hoch sein, wenn sie etwas wirklich interessiert und vor allem ein positives, unterstützendes Umfeld vorhanden ist, sowohl von der Struktur als auch vom menschlichen Aspekt her.

ADHS kann auch eine starke emotionale Intelligenz mit sich bringen. Menschen mit ADHS können empathisch sein und wissen möglicherweise genau, wie man anderen hilft – Stichwort kreative Problemlösung.

Erfindung

Darüber hinaus kann ADHS auch Kreativität fördern und neue Ideen hervorbringen. Menschen mit ADHS denken oft abweichend von anderen und haben somit teilweise die Fähigkeit, neue Lösungsansätze für Probleme zu finden. Daher kann ADHS eine großartige Quelle der Inspiration sein, um neue Ideen zu entwickeln und innovative Projekte anzugehen.

Hyperfokus

ADHS kann einen sogenannten Hyperfokus mit sich bringen, weil es Menschen ermöglichen kann, sich auf eine bestimmte Aufgabe oder Aktivität zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Hyperfokus ist ein Zustand der Konzentration, in dem man sich vollständig auf etwas fokussiert, was einen gerade interessiert. Das kann jede Woche etwas Neues sein.

Dieser Zustand des Hyperfokus kann für Menschen mit ADHS nützlich sein, da er ihnen helfen kann, produktiver zu sein und die Aufgaben effizienter zu erledigen, vorausgesetzt sie konzentrieren sich auf etwas, was gerade ansteht. Insbesondere unter Zeitdruck kann der Hyperfokus aktiviert werden, beispielsweise am Abend vor der Deadline für die Hausarbeit. Dann ist es durchaus möglich, die Arbeit von Tagen in Stunden erledigt zu bekommen, auch in hoher Qualität.

Ein Hyperfokus kann jedoch auch Nachteile haben. Wenn man sich zu sehr auf eine Sache konzentriert, kann man andere wichtige Dinge vergessen. Es ist also wichtig, dass Menschen mit ADHS lernen, wie man den Hyperfokus richtig nutzt und beispielsweise nicht komplett vergisst zu essen und zu trinken.

Wie könnte das den Menschen vorangebracht haben?

ADHS hat also vielleicht im Laufe der Evolution dazu beigetragen, dass Menschen überleben und sich anpassen konnten. Durch die besonderen Fähigkeiten von Menschen mit ADHS waren sie möglicherweise in der Lage, neue Wege zu finden und Probleme zu lösen. Dadurch konnte die menschliche Spezies vielleicht besser überleben und weiter wachsen.

Gerade zu Zeiten, als Menschen noch nicht sesshaft waren, könnten all die genannten Eigenschaften – Spontanität, Impulsivität, Neugierde, Kreativität, Energie und Erfindungsreichtum – offenbar einen großen Vorteil für die Gemeinschaft bedeutet haben, wenn es beispielsweise darum ging, neue Nahrungsquellen zu erschließen oder neue Techniken auszuprobieren.

Zusammenfassung

Alles in allem ist ADHS eine besondere Art des Denkens, die Menschen helfen kann, ihre Ziele zu erreichen und ihre Kreativität zu nutzen. Wenn man versteht, wie man sein ADHS nutzen kann, um seinen Zielen nachzugehen, kann man es als Chance begreifen und positiv motiviert an die Sache herangehen. Allerdings funktioniert das natürlich nur, wenn das eigene Umfeld ein gewisses Maß an Offenheit und Toleranz mitbringt. Und es ist dennoch so, dass Menschen mit ADHS immer noch oft einen hohen Leidensdruck haben können, weil viele Bereiche des modernen Lebens (Schule, Büro, still sitzen …) eher konträr zu ihrer Natur stehen.

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