Cannabinoide

Cannabinoide

Was sind Cannabinoide?

Faktencheck

  • Cannabinoide werden bereits erfolgreich in der Chemotherapie eingesetzt, um Übelkeit und Erbrechen zu lindern.
  • Es gibt ca. 111 weitere Cannabinoide, außer THC und CBD in der Hanfpflanze.
  • Cannabinoide und den daraus entwickelten Medikamente kĂśnnen per Rezept, unter BerĂźcksichtigung strenger Auflagen, verschrieben werden.
  • Raphael Mechoulam hat in 1964 als erster Wissenschaftler THC isoliert und untersucht.

Cannabinoide kommen hauptsächlich in Hanf vor. Es gibt über 100 verschiedene Phytocannabinoide (pflanzliche Cannabinoide) aus der Gruppe Terpenphenole in der Hanfpflanze. Die bekanntesten sind CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol oder Dronabinol). Diese beiden Stoffe werden bereits erfolgreich in der Humanmedizin und in der Forschung eingesetzt. Wobei THC psychoaktive Stoffe enthält, gewonnen aus der Cannabisblüte, und den bekannten „Rausch“ auslösen, CBD hingegen nicht. Somit ist CBD, als Hauptwirkstoff in Ölpräparaten zum Verkauf angeboten, in der aktuellen Rechtsprechung legal und THC, welches in der Droge Haschisch enthalten ist, illegal. Auch weitere Cannabinoide wurden teilweise schon untersucht, unter anderem:

  • CBDV – Cannabidivarin
  • THCV – Tetrahydrocannabivarin
  • THCA -Tetrahydrocannabinolsäure A
  • CBDA – Cannabidiolsäure
  • CBG – Cannabigerol
  • CBL – Cannabicyclol
  • CBN – Cannabinol
  • CBC – Cannabichromen

Auch synthetische Cannabinoide wurden bereits hergestellt, Nabilon, ein Derivat des THC zum Beispiel ist eines. Dieser Wirkstoff wird als Betäubungsmittel eingesetzt und fällt somit unter das Betäubungsmittelgesetz. Etwas unbekannter ist, dass Cannabinoide auch in anderen Pflanzen vorkommen, wie Echinacea (purpurner Sonnenhut) und schwarzem Pfeffer, allerdings in nicht so starker Dosis. Somit können außer Hanf noch andere Pflanzen Cannabinoid-Rezeptor-Liganden (Molekül, welches sich an ein Metall-Ion binden kann) herstellen.

Auf dem freien Markt sind CBD-Produkte mittlerweile in großer Anzahl zu finden. CBD enthält keine bzw. kaum psychoaktiven Substanzen und gilt als Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland, kurz NEM. Bei diesen Produkten ist auf die Qualität zu achten, da der CBD-Gehalt recht hoch sein muss, um seine positive Wirkung auf den Körper zu entfalten.

Bei der Decarboxylierung von THCA (Tetrahydrocannabinolsäure A), das A steht für Acid = Säure, wird THC mittels chemischer Reaktion (erhitzen) gewonnen. Daher wird Cannabis oft zum „trocknen“ in den Ofen geschoben.

Wo und wie wirken Cannabinoide?

Bei näherer Untersuchung von Cannabinoiden bzw. Cannabinoid-Säuren stellten Mediziner fest, dass der Mensch auf diese Stoffe reagiert und es ein Endocannabinoid-System in unseren KÜrpern gibt. Neuere Forschungen haben ergeben, dass auch bestimmte endogene Neurotransmitter, wie Anandamid zu den Cannabinoiden gezählt werden kÜnnen.

Anandamid oder auch Arachidonylethanolamid ist ein kÜrpereigenes Endocannabinoid, welches zu den Arachidonsäuren gezählt wird. Anandamid gehÜrt zu den Fettsäuren im KÜrper und kommt in Prostaglandin zum Beispiel vor. Dieses System ist Teil unseres Nervensystems und umfasst zwei Rezeptoren, genannt Cannabinoidrezeptor CB1 und CB2.

Der CB1-Rezeptor befindet sich in den Nervenzellen, vorrangig im Kleinhirn. CB2 ist in den Zellen des Immunsystems zu finden. Noch wurde das Endocannabinoid-System nicht umfangreich erforscht, daher kĂśnnen keine umfassenden Berichte vorgelegt werden. Sicher ist, dass durch diese Wirkungsweise im KĂśrper bereits Erfolge in der Krebstherapie erzielt worden.

Appetitlosigkeit und Erbrechen kĂśnnen damit therapiert werden, da Botenstoffe an den Rezeptor CB2 andocken. Forschungen haben ebenfalls ergeben, dass der CB1-Rezeptor im Kleinhirn fĂźr die LĂśschung von Erinnerungen wichtig ist. Dies kĂśnnte ein Durchbruch in der Behandlung von Angsterkrankungen sein.

Cannabinoidsubstanzen kÜnnen unter das Betäubungsmittelgesetz fallen und sind daher nur auf Rezept zu erhalten.

Cannabinoide in der Medizin

Obwohl in vielen kleineren Studien bewiesen ist, dass Cannabinoide eine starke positive Wirkung auf den menschlichen Körper haben können, hat der Bundesausschuss den Nutzen von Cannabisextrakten bisher als „gering“ eingestuft. Bislang waren Medikamente nur bei MS (Multiple Sklerose) Erkrankungen und in der Therapie von Krebserkrankungen zugelassen.

Obwohl Cannabismedikamente unter anderem antispastische (gegen Muskelkrämpfe wirkend), analgetische (schmerzstillend) und antiinflammatorische (gegen Entzßndungen) Wirkungen haben sowie bei psychiatrischen Erkrankungen helfen kÜnnten. Dennoch fehlt eine weltweite Zulassung.

Bei chronischen Schmerzpatienten wird die Indikation als gut bewertet. Akute Schmerzen hingegen kĂśnnen durch Cannabinoide weniger gut behandelt werden. Ebenfalls wurden positive Studienergebnisse bei Parkinson-Krankheit, Tourette-Syndrom und Blasendysfunktion bei MS geliefert.

Nebenwirkungen von Cannabinoiden

Auch wenn der „Rauschzustand“ bei der Einnahme von Drogen, wie Haschisch aus der Cannabispflanze, als angenehm empfunden wird, zählt dieser Zustand zu den Nebenwirkungen, auch wenn Entspannung und Wohlbefinden ausgelöst werden. Diese positiv zu bewertende Eigenschaft von THC kann ins Gegenteil umschlagen und in Dysphorie und Angstzuständen enden.

Weitere Nebenwirkungen von Cannabinoiden sind Verlust von motorischen Fähigkeiten (Bewegung), Gedächtnisverlust und StÜrung der Zeitwahrnehmung. Langzeitbeobachtungen gibt es noch nicht, aber man geht davon aus, dass ein sehr starker Konsum von Cannabinoiden wie THC zu langfristigen und nicht mehr rßckgängig machenden StÜrungen im Gehirn fßhrt.

Gerade bei Jugendlichen vermutet man, dass diese Schäden enorm ein könnten, daher sollte eine therapeutische Einnahme wohlbedacht werden. Entzugserscheinungen können ebenfalls nach einem „kalten Entzug“ auftreten. Symptome sind zum Beispiel; Reizbarkeit, innere Unruhe, Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit, vergleichbar mit einem Nikotinentzug.

Die Nutzung von Cannabismedikamenten kann in Deutschland nur unter ärztlicher Aufsicht und auf Rezept erfolgen. In Ausnahmefällen kann sogar Cannabiskraut verschrieben werden.

Wer sehr stark Cannabis in Form von Hasch konsumiert, kann bei abrupten Absetzen Nebenwirkungen erleiden, die ähnlich der Rauch- oder AlkoholentwÜhnung sind.

Zusammenfassung

Die Wirkung von Cannabinoiden ist noch nicht ausreichend erforscht, das Vorhandensein des Endocannabinoid-Systems hat der Forschung den wichtigen Hinweis gebracht, dass der KĂśrper die Wirkstoffe der Cannabinoide aufnehmen und verstoffwechseln kann. Und den Patienten brachte es Linderung, auch wenn nicht alle Krankheiten bzw. Symptome damit gelindert werden kĂśnnen. Das Potenzial und das enorme Wirkungsspektrum der Cannabinoiden ist noch lange nicht erreicht. Dennoch ist keine weltweite Zulassung erfolgt, obwohl mehrere, kontrollierte Studien die positive Wirkung auf den menschlichen KĂśrper bewiesen haben. Nur bei sehr starkem Konsum treten Nebenwirkungen auf. Durch einen therapeutischen Einsatz kĂśnnen derartige Nebenwirkungen allerdings nicht erzielt werden, laut Medizin. Der Weg in die Humanmedizin ist bereits gegangen worden und weitere, ausschlaggebende Studien werden folgen.

Quellen und weiterfĂźhrende Informationen

Artikelbild: Š Tartila / Bigstock.com

WC#880#MOD#27.02.2022#PUB#24.07.2020#AMK##CAT##TAG##
  • Hat Ihnen dieser Artikel weitergeholfen? Ihr Feedback ist uns sehr wichtig!
  • JaNein
Scroll to Top
Scroll to Top