
Welche Wirkungsweise hat Cannabidiol und wofür wird es eingesetzt?
Die Beliebtheit von Cannabisprodukten nimmt immer weiter zu. Dabei ist die Hanfpflanze besonders für ihre berauschende Wirkstoff THC bekannt. Er zählt zu den sogenannten Phytocannabinoiden, die auf das menschliche Endocannabinoidsystem in den Nervenzellen einwirken. Ein weiterer Inhaltsstoff ist das sogenannte Cannabidiol, auch CBD genannt. Dieses wurde das erste Mal von dem israelischen Hochschullehrer für Pharmazeutische Chemie und Naturstoffe, Raphael Mechoulam, entdeckt. Auf dem Markt finden sich mittlerweile insbesondere CBD-Öle und CBD-Kapseln sowie eine Palette an weiteren Hanfprodukten, die nicht unter die Kategorisierung Droge fallen, sondern als Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetika frei verkäuflich sind. Im Folgenden sind die wichtigsten Informationen zu Cannabidiol zusammengefasst.
Cannabidiol und seine Einnahmemöglichkeiten
Während THC (Tetrahydrocannabinol) psychoaktive Effekte auslöst, die zu einem anderen Bewusstseinszustand führen können, verfügt Cannabidiol nicht über diese Wirkung. Stattdessen ist es für seine entspannenden und krampflösenden Eigenschaften bekannt und kommt besonders häufig in Öl- oder Kapselform vor. In der Regel wird das Mittel jedoch nicht ärztlich verordnet, sondern ist frei käuflich. Es gilt in der Regel nicht als Medizin oder Arzneimittel, sondern fällt unter die Bandbreite an Nahrungsergänzungsmitteln oder Kosmetika.
Dosierungsmöglichkeiten finden sich in der Regel auf der Packungsbeilage. Für die Einnahme wird empfohlen, mit einer kleinen Dosis zu beginnen und diese zu steigen, sollte ein positiver Effekt ausbleiben. Bis dieser sich zeigt, kann es jedoch einige Tage dauern.
In der Hanfpflanze liegt das CBD als CBD-Säure vor (CBDa). Um das Vollspektrum zu entfalten, wird jedoch die neutrale Form des Cannabidiol benötigt. Dafür wird das CBDa mithilfe von Hitze zu CBD decarboxyliert.
Die Wirkung von Cannabidiol
Unter anderem ist das folgende Wirkungsspektrum bekannt:
- Das Cannabinoid stimuliert mehrere Rezeptoren im Körper. Dadurch kann eine schmerzlindernde Wirkung ausgelöst werden.
- Es aktiviert die Gylcerinrezeptoren, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Die Rezeptoren befinden sich insbesondere in den Nervenzellen und zeigen durch ihre Aktivierung eine verminderte Erregbarkeit auf. Dadurch können chronisch entzündliche Schmerzen reduziert werden.
- CBD kann bei der Blockade verschiedener Neurotransmitter helfen und bei der Weitung der Blutgefäße unterstützen. Auf diesem Mechanismus können entzündungshemmende Wirkungen beruhen.
- Cannabidiol kann an einen Serotonin-Rezeptor namens 1-HT1A andocken. Es wird vermutet, dass damit die angstlösende und antidepressive Wirkung des CBDs einhergeht.
- Es kann als Antioxidans wirken und ist somit ein Fänger freier Radikale. Einige Tests zeigen in diesem Zusammenhang, dass CBD genauso wirken kann wie Vitamin C oder E.
Die Wirkung wird dabei über die sogenannten Cannabinoidrezeptoren sowohl im Gehirn als auch im Nervensystem an den sogenannten Endocannabinoiden und in den Zellen des Immunsystems entfaltet. Der angstlösende Effekt wurden bereits in einigen Studien nachgewiesen und auch die krampflösende Wirkung ist längst bekannt. Kein Wunder also, dass das Mittel bereits bei einigen Epilepsieformen eingesetzt wird. Die entzündungshemmenden Effekte an Immunzellen konnten ebenfalls festgestellt werden. Der vollständige Wirkungsmechanismus ist jedoch noch nicht ausreichend untersucht.
Daneben werden dem Produkt häufig weitere positive Wirkungen nachgesagt. Diese sind zum Beispiel:
- Regulierung des Blutdrucks
- Linderung von Schmerzen und Schlafstörungen
- Wirkung gegen Krankheiten wie Diabetes oder Krebs
Die Wirkung des Cannabidiol ist sowohl unabhängig von Uhrzeiten als auch von der Ernährung. Jedoch ist bekannt, dass die Wirkung erst später eintritt, wenn der Magen gut gefüllt ist. Daher ist es sinnvoll, das Cannabidiol nicht direkt nach einer Mahlzeit einzunehmen.
Verschiedene Anwendungsformen
Insbesondere in den folgenden Formen ist CBD erhältlich:
- Als Öl
- Als Kapsel
- Als Liquid
- Als Kristall
CBD-Öl
Die meisten Erfahrungswerte stammen von der Einnahme des CBD-Öls. Vorteile sind hierbei, dass das Mittel relativ günstig ist, die Einnahme sowie die Dosierung äußerst einfach und der Wirkstoff in einer guten Qualität verfügbar ist. Der Geschmack sagt jedoch nicht jedem zu. In der Regel wird das Öl aus der Nutzhanfsorte hergestellt, die kaum THC enthält. Wie viel CBD diese Öle tatsächlich enthalten ist von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich. Das aus dem Nutzhanf gewonnene Extrakt wird dabei mit Öl vermischt. Hierfür wird gerne Hanf- oder Olivenöl verwendet. Neben der Bezeichnung CBD-Öl, wird das Produkt auch gerne CBD-Tropfen, Cannabidiol-Öl oder CBD Oil genannt. Es wirkt in der Regel 15 bis 30 Minuten nach der Einnahme. Die Wirkung lässt sich jedoch beschleunigen, indem man das Öl unter die Zunge tröpfelt und es etwa eine Minute im Mund behält, bevor man es herunterschluckt. Dadurch kann ein Teil des Wirkstoffes bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen werden.
CBD-Kapseln
Auch Kapseln sind äußerst beliebt, denn sie lassen sich einfach zwischendurch einnehmen und bei der Dosierung lässt sich nicht viel falsch machen. Allerdings tritt die Wirkung hier etwas verzögert ein, da die Kapsel erst von Magen und Darm aufgenommen und zersetzt werden muss.
CBD-Liquid
Zur etwas teureren Alternative zähl das Cannabidiol-Liquid. Es ist besonders bei Rauchern von E-Zigaretten beliebt. Im Gegensatz zu Öl und Kapseln muss der Stoff nicht erst durch den Verdauungstrakt, sondern wird beim Inhalieren in den Lungenbläschen durch die Schleimhaut direkt aufgenommen. Somit tritt die Wirkung sehr schnell ein. Während jedoch das Liquid einen positiven Effekt auf den Körper besitzt, birgt das Rauchen, egal ob klassische Zigarette oder die elektronische Form, diverse Gesundheitsrisiken. Daher ist das Liquid aus gesundheitlicher Sicht nicht zu empfehlen.
CBD-Kristalle
Daneben kommt CBD in Form von Kristallen vor. Die Kristalle werden durch ein spezielles Extraktionsverfahren hergestellt. Dafür muss das CBD zunächst aus dem Hanf extrahiert und anschließend gefiltert werden. Somit entsteht ein feines reines Pulver, dessen Inhaltsstoffe zu 99 Prozent aus Cannabidiol besteht.
Häufig wird CBD-Öl mit Hanf- oder Cannabisöl verwechselt, dabei gibt es große Unterschiede. Bei Hanföl oder Hanfsamenöl handelt es sich um aus Hanfsamen gepresstem Öl. Es kann jedoch als Basis für CBD-Öl verwendet werden. Cannabisöl auf der anderen Seite ist in Deutschland nicht frei verkäuflich, da es in der Regel über eine große Menge an THC verfügt und dadurch eine psychoaktive Wirkung aufweisen kann.
Anwendung bei Krankheiten
Erste Erkenntnisse über die Wirkung von Cannabidiol wurden aus Tierforschungen und aus Untersuchungen an isolierten Zellen gewonnen. Zwar sind die Ergebnisse aufschlussreich, die Aussagekraft über einen möglichen Nutzen beim Menschen ist jedoch begrenzt. Mittlerweile gibt es jedoch immer mehr klinische Studien, die den Wirkstoff an kranken und gesunden Menschen testen. Durch die THC- und CBD-Forschung wurde beispielsweise das vom Körper produzierte und sogenannte Glücksmolekül Anandamid entdeckt, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Appetit, Freude und Hunger spielt. Es verfügt über eine verblüffende molekulare Ähnlichkeit zu THC und hilft Forschern dabei zu verstehen, welche Vorteile der Konsum von Cannabis für den menschlichen Körper haben kann.
In Sachen Wirkungsleistung von Cannabidiol kamen die Forschungen bisher zu den folgenden Ergebnissen:
- Reduziert die autoimmunen Entzündungsvorgänge bei Diabetes Typ 1
- Kann hilfreich bei Krankheiten wie Epilepsie und Schizophrenie sein
- Kann bei Angstzuständen und Schlafstörungen hilfreich sein
- Kann bei Lampenfieber und sozialen Phobien helfen
- Kann die Lebensqualität von Parkinson-Patienten steigern
- Kann die Nikotinabhängigkeit bei Rauchern senken
- Kann übermäßigen Appetit hemmen
- Kann bei der Darmerkrankung Colitis ulcerose hilfreich sein
- Kann Schmerzen nach Nierentransplantationen lindern
- Kann THC-induzierte Psychosen lindern
Darüber hinaus wird das Mittel bei der Krebstherapie, Epilepsie sowie Hautkrankheiten eingesetzt.
Im Rahmen der Krebsheilung findet es während der Chemo- und Strahlentherapie Anwendung, da es dazu beitragen kann, Übelkeit und Erbrechen zu lindern und den Appetit anzuregen. Darüber hinaus geben Studien an Tiermodellen Hinweise darauf, dass durch Cannabinoide das Krebszellenwachstum blockiert werden kann. Allerdings ist die Studienlage noch nicht ausreichend, um endgültige Schlüsse ziehen zu können.
Einige Studien weisen außerdem darauf hin, dass Cannabis das Risiko von Epilepsieanfällen senken kann. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Cannabinoide möglicherweise das Gehirn vor Schädigungen durch Epilepsieanfälle schützen können. Das CBD wird dabei zur Prävention eingesetzt.
Bei unterschiedlichen Erkrankungen der Haut und Hautproblemen hat sich das Cannabidiol ebenfalls als nützlich herausgestellt. So beispielsweise bei Akne, Psoriasis und Neurodermitis. Das CBD kann den Juckreiz stillen, Entzündungsprozesse hemmen und die Bildung von Hautfetten regulieren.
Da CBD darüber hinaus Entzündungen hemmen kann, kann eine ganze Reihe an Beschwerden durch dessen Verwendung eingedämmt werden.
Mögliche Neben- und Wechselwirkungen
Zumeist bleiben bei der Einnahme von Cannabidiol Nebenwirkungen völlig aus und auch psychische sowie physische Abhängigkeiten müssen nicht befürchtet werden. Dies hat sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt.
In einigen Fällen ist die Absprache mit einem Arzt dennoch ratsam. Dies gilt vor allem im Zuge einer Schwangerschaft. So wurden Hinweise darauf gefunden, dass das Cannabinoid die Plazenta möglicherweise negativ beeinflussen könnte. Des Weiteren sollte beachtet werden, dass CBD eine appetithemmende Wirkung haben kann. Leiden Patienten also sowieso schon an Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit, ist Cannabidiol nicht zu empfehlen.
Im Zusammenspiel mit einigen Medikamenten kann es bei der Einnahme von CBD außerdem zu Wechselwirkungen kommen. Wird eines der folgenden Medikamente eingenommen, sollte eine zusätzliche Einnahme des Cannabidiols zuvor mit einem Arzt oder Apotheker abgesprochen werden:
- Clobazam
- Risperidon
- Warfarin
- Diclofenac
- Pantoprazol
- Omeprazol
Im Übrigen findet sich das Cannabinoid immer häufiger auch in Genuss- und Lebensmitteln sowie in anderen Erzeugnisse auf dem Markt. Insbesondere Süßigkeiten und Kaugummis liegen weit vorn im Trend. Die Zulassung dafür ist jedoch umstritten, da es keinen vorgegebenen Richtwert über die Höhe des Anteils an CBD gibt. Geregelt wird dies vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Zusammenfassung
Bei Cannabidiol handelt es sich um einen Inhaltsstoff der Cannabispflanze, der über keine berauschende oder psychoaktive Eigenschaft verfügt. Es wird zumeist als Öl, in Kapsel- oder Kristallform sowie als Liquid verwendet und kann bei innerer Unruhe, Schlafstörungen, Angstzuständen und vielem mehr helfen. Des Weiteren werden dem Stoff entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt und er wird sowohl in der Krebstherapie als auch bei Epilepsie verwendet.
Die häufigsten Fragen / FAQ
💆 Wie wirkt CBD auf den Körper?
CBD ist ein Cannabidiol, das an verschiedene Cannabinoid-Rezeptoren im Körper bindet und dadurch unterschiedliche Wirkungen (wie z.B. entzündungshemmende, schmerzstillende oder beruhigende) entfalten kann.
⚕️ Ist Cannabidiol verschreibungspflichtig?
CBD-Öle sind in Deutschland legal und auch frei verkäuflich. Man kann sie in ausgewählten Shops, in der Apotheke oder online ohne Rezept erkaufen.
🤢 Für was ist Cannabidiol gut?
Da CBD beruhigend und krampflösend wirken kann, hilft es vor allem bei Übelkeit, Angstzuständen und Schmerzen.
❌ Hat CBD Nebenwirkungen?
In der Regel treten keine Nebenwirkungen auf, es kann allerdings zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen.
Quellen
- www.naturheilkunde-krebs.de/cannabidiol-cbd-bei-krebs
- www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/
- www.bvl.bund.de/DE/
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