Antioxidantien

Die Schutzstoffe gegen oxidativen Stress

Oxidativer Stress gilt als mitverantwortlich für Alterungsprozesse und soll ein Auslöser für Herz-Kreislauf- sowie Krebserkrankungen und Parkinson sein. Schuld daran sind die sogenannten freien Radikale, welche auf den Körper einwirken. Diese entstehen zum einen im Körper selbst durch verschiedene Oxidationsprozesse, doch auch äußere Einflüsse wie Zigarettenrauch, UV-Strahlungen der Sonne sowie Umweltgifte tragen zur Entstehung bei. Sogenannte Antioxidantien bieten Schutz gegen die freien Radikale, indem sie reaktive Sauerstoffspezies (ROS) im Körper reaktivieren.

Im Regelfall verfügt unser Körper über ein gut funktionierendes Schutzsystem, um den freien Radikalen den Gar auszumachen. Ein Antioxidans arbeitet dabei nicht isoliert, sondern spielt mit anderen Antioxidantien zusammen. Verschiedene Nährstoffe wie die Vitamine B2, C und E, Selen und Zink sowie sekundäre Pflanzenstoffe wie Beta-Carotin, Falavonoide oder Lykopin sind unter anderem Bestandteile des Antioxidans-Systems, welche durch die Nahrung aufgenommen werden. Daneben gibt es Antioxidantien, die im Körper selbst gebildet werden. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche Enzyme, Hormone und Stoffwechselprodukte.

Über diese Wirkungsweise verfügen Antioxidantien

Nicht alle Antioxidantien wirken gleich, sodass sie in zwei Gruppen unterteilt werden können:

  • Radikalfänger
  • Reduktionsmittel

Radikalfänger

Freie Radikale entstehen entweder durch physikalische oder chemische Einflüsse von außen sowie durch Überlastung der Verbrennungsprozesse in den körpereigenen Mitochondrien. Dabei handelt es sich um Atome mit acht Molekülen, von denen sechs bis sieben Stück gebunden sind, während ein bis zwei zunächst ungebunden bleiben, jedoch hochreaktiv sind und schnelle Bindungen eingehen möchten. Am liebsten binden sie sich an Fette, Proteine oder Kohlenhydrate. Da der Körper diese Makronährstoffe jedoch zur Energiegewinnung benötigt, sind die Reaktionen sehr ungünstig. Auch an Zellen binden sie sich gerne. Ein kleines Maß ist zwar nicht schädlich, zu viele freie Radikale können jedoch erhebliche Zellschäden verursachen.

Als Radikalfänger geben Antioxidantien dem freien Radikal eines ihrer Elektronen ab. Dadurch haben die freien Radikale keinen Grund mehr, das Zellmembran zu attackieren und die Zellen damit zu schwächen. Mithilfe einer gesunden Ernährung können genügend Radikalfänger zugefügt werden.

Reduktionsmittel

Wasserlösliche Antioxidantien wirken etwas anders. Sie schützen wichtige Substanzen im Körper vor unerwünschten Oxidationsvorgängen, indem sie stattdessen oxidiert werden. Dadurch kann Entzündungen vorgebeugt werden. Der bekannteste Vertreter ist sicherlich die Ascorbinsäure – das Vitamin C. Außerdem hilfreich sind bestimmte organische schwefelhaltige Verbindungen wie Glutathion oder Cystein.

Neben Radikalfängern und Reduktionsmitteln gibt es auch Synergisten, die nicht direkt gegen Oxidation oder reaktive Sauerstoffradikale wirken. Stattdessen unterstützen sie die Wirkung von Antioxidantien, indem sie die verbrauchten Exemplare wieder generieren oder deren Wirkung verstärken.

Antioxidantien gegen Krankheiten

Es ist bekannt, dass Antioxidantien zur Vorbeugung und Bekämpfung von Alzheimer und Parkinson, Krebs sowie Herz- und Kreislauferkrankungen helfen. Darüber hinaus wird ihnen ein Anti-Aging-Effekt nachgesagt.

Die Krankheiten Alzheimer und Parkinson werden durch die oxidative Zerstörung von Nervenzellgewebe ausgelöst. Schuld daran sind die freien Radikale. Stoffe wie Vitamin C und E binden diese und können damit das Risiko eindämmen, zu erkranken.

Freie Radikale sind außerdem dazu in der Lage, die Erbsubstanz in den Körperzellen zu verändern und begünstigen damit die Bildung von Krebszellen. Ist unser Körper den freien Radikalen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt, kann somit das Krebsrisiko steigen. Auch dem wirken die Antioxidantien entgegen, indem sie den freien Radikalen ein Elektron abgeben, um es somit unschädlich zu machen.

Umwelteinflüsse sowie Rauchen, Bewegungsmangel und eine unausgewogene Ernährung können dem Herzen stark zu schaffen machen. Häufig sind sie die Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und stehen im Zusammenhang mit Schlaganfällen und Herzinfarkten. Auch hier helfen Antioxidantien wie Vitamin C und E. Sie sorgen dafür, dass die Blutgefäße elastisch bleiben und wirken positiv auf den Blutdruck.

Daneben werden Antioxidantien wie Carotinoide auch in der Haut aktiv und setzen sich dort als Pigmente ab. Dadurch dienen sie als natürlicher Sonnenschutz und verringern Zellschäden, die durch UV-Strahlungen entstehen könnten. Dies wirkt der Hautalterung entgegen.

Zwar können Antioxidantien bei der Krebsvorbeugung hilfreich sein, zu viel des Guten wirkt sich jedoch eher negativ aus. Denn eine Überdosis steht im Verdacht, die Krebsbildung zu fördern, anstatt ihr entgegenzuwirken. Es kommt also auf das richtige Maß an.

So können Antioxidantien aufgenommen werden

Antioxidantien entstehen zum einen endogen, also im Körper selbst, sie können aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Daneben finden sich außerdem einige synthetisch hergestellte.

Zu den endogenen Stoffen zählt:

  • Glutathion, welches aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin gebildet wird
  • Proteine wie Transferrin, Albumin, Coeruloplasim, Hämopexin, Haptoglobin
  • Enzyme wie Superoxiddismutase (SOD), Glutathionperoxidase (GPX), Katalase
  • Ubichinon-10 als antioxidatives Coenzym

Daneben gibt es eine ganze Reihe an essentiell notwendigen und antioxidativ wirkenden Stoffen, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Sie müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Dazu zählen unter anderem Ascorbinsäure (Vitamin C), Tocopherol (Vitamin E), sekundäre Pflanzenstoffe wie Carotinoide (darunter Betacarotin, besser bekannt als Provitamin A) sowie polyphenolische Verbindungen wie Flavonoide, Resveratol, Anthocyane und Phytoöstrogene.

Darüber hinaus finden sich einige künstliche Antioxidationsmittel. Dazu zählen die Gallate, Butylhydroxyanisol (BHA) sowie Butylhydroxytoluol (BHT). Bei der Herstellung kommt es zu einer synthetischen Veresterung von Ascorbinsäure mit Tocopherol, wodurch die Löslichkeit verändert und somit das Einsatzgebiet erweitert werden kann.

In diesen Lebensmitteln kommen sie vor

Da nicht alle benötigten Antioxidantien durch den Körper selbst hergestellt werden können, müssen sie über die Nahrung zugeführt werden. Die folgende Tabelle soll zeigen, in welchen Lebensmitteln die wichtigen Stoffe stecken:

Verbindungen Lebensmittel mit hohem Gehalt
Ascorbinsäure (Vitamin C) Zitrusfrüchte wie Orangen oder Zitronen, alle Arten von Beeren, Kohlgemüse wie Brokkoli, Rosen- und Grünkohl sowie Paprika, Sanddornbeeren und Hagebutte
Tocopherol (Vitamin E) Pflanzenöle, insbesondere Weizenkeimöl, auch Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Sojaöl, Olivenöl, Gemüse wie Wirsing und Schwarzwurzel sowie Wal- und Paranüsse
Carotinoide (Lycopin, Beta-Carotin, Lutein) Obst und Früchte wie Aprikose, Mango, Orange, Guave, Gemüse wie Karotten, Paprika, Tomaten, Lauch sowie Süßkartoffeln, Algen und Eier
Polyphenole (Flavonoide, Resveratol, Anthocyane, Phytoöstrogen) Kaffee, Tee, Rotwein, Gewürze wie Zimt und Oregano, Soja, Obst wie Granatäpfel, Gemüse wie Sellerie, Brokkoli, Kohl, Kürbis, Kräuter wie Basilikum, Petersilie sowie Acai- und Gojibeeren, Trauben- und Traubenkerne

Hierbei handelt es sich um nur einen kleinen Auszug an Nahrungsmittel, in denen sich die wichtigen Antioxidantien befinden. Daneben gibt es außerdem Lebensmittel, die dem Körper dabei helfen, das körpereigene Glutathion herzustellen. Dazu zählt beispielsweise:

  • Spargel
  • Spinat
  • Knoblauch
  • Zwiebeln
  • Tomaten
  • Brokkoli
  • verschiedene Kohlsorten
  • Pfirsich
  • Walnüsse
  • Avocados

Damit auch Säuglinge genügend Antioxidantien aufnehmen, kommen diese zahlreich in der Muttermilch vor.

Antioxidantien als Nahrungsergänzungsmittel

Einige antioxidativ wirksame Substanzen werden in Form von Nahrungsergänzungsmitteln auf dem Markt angeboten. Besonders häufig finden sich Mittel zur Krankheitsprävention und Anti-Aging-Präparate als Kapseln sowie in Tablettenform oder als Extrakt.

Bis heute fehlen belastbare wissenschaftliche Nachweise, dass die Einnahme der antioxidativ wirkenden Nahrungsergänzungsmittel gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Die in den Mitteln befindlichen Substanzen treten meist isoliert und nicht in Verbindung mit natürlichen Begleitstoffen auf. Es sollte in jedem Fall auf die Supplementierung geachtet und die empfohlene Tagesdosis eingehalten werden.

Im Zusammenhang mit anderen Krankheiten und physiologisch sowie pathologischen Zuständen wurden sogar nachteilige Auswirkungen der antioxidativen Nahrungsergänzung gefunden. So konnte beispielsweise bei Krebspatienten eine Wechselwirkung mit Chemo- und Strahlentherapie beobachtet werden. Darüber hinaus wurde in einer Studie im Jahr 2009 ein kontraproduktiver Einfluss von Vitamin C und E auf den Trainingseffekt von Leistungssportlern gemessen.

Das sagt der sogenannte ORAC-Wert aus

Die Abkürzung ORAC steht für Oxygen Radical Absorption Capacity. Dabei handelt es sich um eine Messmethode, die erstmals 2005 in den USA vorgestellt wurde. Sie ermittelt die antioxidative Fähigkeit oder Kapazität von Naturstoffen und Produkten. In der eigens dafür konzipierten Einheit wird die antioxidative Wirkung des Stoffs angegeben. Je höher der Wert, desto besser und stärker ist die Kapazität des gemessenen Produkts.

Für das Messverfahren werden freie Radikale im Reagenzglas erzeugt und anschließend durch die Zugabe einer Antioxidantienprobe (zum Beispiel aus einer bestimmten Obstsorte) neutralisiert. Dabei wird die Geschwindigkeit ermittelt, wie schnell die freien Radikale neutralisiert werden und mit einem Vitamin-E-Standard verglichen.

Einfach gesagt stellt ein ORAC-Wert also eine objektive Messgröße oder Kenngröße zum Vergleich von Produkten oder Lebensmitteln dar. Er ist ein wichtiges Instrument, um Produkte und Lebensmittel auf Basis ihrer antioxidativen Kapazität vergleichen zu können.

Zumindest im wissenschaftlichen Rahmen ist die Methode sehr hilfreich. Für den Alltag genügt es jedoch, sich so ausgewogen und bunt wie möglich zu ernähren, um alle wichtigen Nährstoffe abzudecken.

In diesen Fällen können Antioxidantien schaden

Auch wenn es wichtig ist, ausreichend viele freie Radikale zu neutralisieren, ist zu viel des Guten auch nicht gesundheitsförderlich. Im schlimmsten Fall schadet es unserem körpereigenen Abwehrsystem. Denn unser Immunsystem nutzt die aggressiven Radikale, um Viren, Bakterien und andere Eindringlinge zu bekämpfen und kann dadurch beschädigte Zellen aus dem Körper schleusen. Sind jedoch zu wenig freie Radikale verfügbar, kann der Körper sie nicht zur Abwehr einsetzen.

Besondere Vorsicht ist im Rahmen der Krebstherapie geboten. Einige Studien deuten darauf hin, dass zu viele Antioxidantien im Körper das Krebswachstum beschleunigen können, daher sollten Patienten niemals Präparate einnehmen, ohne mit einem Arzt gesprochen zu haben.

Wie viel zu viel ist, lässt sich nur schwer sagen. Es kommt auch darauf an, wie sehr eine Person schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. Die empfohlene Tagesdosis für Vitamin C liegt beispielsweise bei 250 Milligramm. Nur 100 Gramm Brokkoli oder zwei Orangen verfügen bereits über diese Menge. Daher sorgt eine ausgewogene Ernährung bereits für eine ausreichende Antioxidansversorgung. Künstliche Zusätze müssen nicht zugefügt werden und schaden im schlimmsten Fall mehr als sie helfen.

Zusammenfassung

Antioxidantien dienen als Fänger von freien Radikalen und reduzieren oxidativen Stress im Körper. Sie werden teilweise vom Körper selbst produziert, ein Großteil muss jedoch über die Nahrung aufgenommen werden. Je bunter die Lebensmittel auf dem Teller, desto besser wird der Körper versorgt.

Die häufigsten Fragen / FAQ

🥕 Wo sind viele Antioxidantien drin?

Viele Antioxidantien sind vor allem in Beeren (wie z.B. Blaubeeren, Brombeeren oder schwarzen Johannisbeeren), aber auch in Nüssen, Gewürzen und einigen Gemüsesorten (wie z.B. Karotten, Tomaten, Brokkoli, Avocado).

🌱 Was sind natürliche Antioxidantien?

Natürliche Antioxidantien in der Nahrung sind z.B. Selen, Vitamin C oder sekundäre Pflanzenstoffe.

🥇 Was sind die stärksten Antioxidantien?

Astaxanthin zählt zu den stärksten Antioxidantien. Es ist vor allem in Algen oder Krillöl enthalten.

💡 Was bewirken Antioxidantien?

Antioxidantien schützen die körpereigenen Zellen vor dem Oxidationsprozess in dem sie den freien Radikalen ein Elektron abgeben.

Quellen und Links

Artikelbild: © marilyna / Bigstock.com